Lieber Jan-Niklas,
Ich hatte dir mehrfach mitgeteilt, dass man in der modernen Biologie und Anthropologie, die Menschen, also die Spezies (Spezies ist dasselbe wie Art) Homo sapiens, also die Menschheit, nicht in Subspezies (Unterarten), oder „Rassen“ einteilt.
Nach wie vor ist also aus biologischer Sichtweise ein Satz, wie du ihn z. B. äußerst : „
Ich denke wenn es zu solchen Phänotypen kommt, entsteht eine neue Art. Ein neues Volk also. Eine Unterart“ aus wissenschaftlich-biologischer Sichtweise falsch
.
Biologisch gesehen gibt es keine menschlichen „Arten“ oder „Unterarten“. Noch einmal:
Die Spezies Homo sapiens ist für die moderne Biologie EINE EINZIGE ART, man unterteilt sie weder Subspezies (=Unterarten) noch in Cultivariationen (=Rassen)
Und da man sich in der Biologie im Allgemeinen nicht mit Fragen, wie „Völkern“ oder „Nationen“ beschäftigt, ergibt deine Gleichsetzung von „Art„ bzw. „Unterart“ mit einem „Volk“, biologisch gesehen keinen Sinn, bzw. ist nicht Gegenstand biologischer Betrachtungsweisen.
Mehr kann ich dir als Biologe hierzu nicht sagen.
Eigentlich wollte ich mich hier in Zukunft ausschließlich zu Themen der Biologie äußern, aber da es dir ja offensichtlich so wichtig ist, eine allerletzte Ausnahme:
Obwohl die UN und ihre völkerrechtlichen Erklärungen nicht wirklich mein Fachgebiet sind, weiß ich durchaus, dass die UN Charta von einem Selbstbestimmungsrecht der Völker ausgeht (sogar dann, wenn verschiedene Völker auf ein und demselben Staatsgebiet leben).
Die UN hat sich z. B. sehr für das Selbstbestimmungsrecht der indigenen Völker, die auf dem Gebiet der heutigen USA heimisch sind, eingesetzt. Sie hat aber niemals Separatismus und Aufspaltungspolitik gefördert oder eine "Zerschlagung" der USA oder anderer neuzeitlicher Staaten explizit gefordert.
Sie hat es durchaus gefördert, dass den indianischen Völker auf dem Staatsgebiet der USA das Selbstbestimmungsrecht in Form von einer Wahrung ihrer Identität, ihrer Sprachen, ihrer Bräuche und Religionen, zu teil werden konnte.
Sie hat aber niemals eine Aufspaltung des Territoriums der USA in verschiedene „Stammesgebiete“ oder irgendeine andere Form von Separatismuspolitik gefördert.
Ansonsten müsste die UN ja verlangen, dass sämtliche US-Amerikaner, die nicht 100% indianischer Abstammung sind, dort nicht mehr (oder nur unter bestimmten Einschränkungen) an Wahlen teilnehmen oder sogar das Territorium der heutigen USA verlassen müssten (man stelle sich das einmal vor, Donald Trump und praktisch der gesame Senat und das Repäsentantenhaus hätten kein Wahlecht mehr und müssten ggf. sogar, zusammen mit allen weißen Amerikanern, Afroamerikanern, Chinesischen Amerikanern etc. die USA verlasen. dann müssten fast 300 Millionen Amerikanische Staatsbürger auswandern - Wohin bittesehr???)
Die UN hat genau aus diesem Grund nämlich neben dem völkerrechtlichen Konzept durchaus auch noch ein staatsrechtliches Konzept, welches mindestens genau so wichtig ist. Dieses staatsrechtliche Konzept respektiert die Existenz von Staaten (und zwar durchaus auch von Staaten in denen mehrere Ethnien leben).
Das Staatsrecht der meisten Staaten sieht z. B. vor, dass die Staatszugehörigkeit unabhängig von der ethnischen Herkunft ist, dass Staatsangehörigkeiten von Einwanderern erworben werden können, und dass Einwanderer, welche die Staatsangehörigkeit erworben haben vollkommen gleichberechtigt gegen über den ursprünglich dort lebenden Menschen sind.
Gemäß Luxemburgischen Staatsecht bin ich Luxemburgischer Staatbürger, habe hier unbeschränktes Aufenthalts- und Wahlrecht (sowohl aktives wie passives Wahlrecht) obwohl meine Mutter Libanesin und mein Vater Luxemburger waren. Ich hatte übrigens noch nie eine andere Staatsangehörigkeit, da ich hier geboren bin.
An anderer Stelle schriebst du mir:
Jedenfalls bist du ein einwanderer. Dem völkerrecht nach hat das Volk welches in Luxemburg als Staat heimisch ist das recht dich von Wahlen auszuschliessen oder dein Wahlrecht auf gesondert zu zählende Stimmen zu begrenzen sodass das Volk der Luxemburger Herr über sein Land bleibt.
Hättest du damit ein Problem? Als Libanese hast du doch einen eigenen Staat. Luxemburger sehen doch eher aus wie Holländer dachte ich. Also zumindest sind sie germanisch.
Ehrlich gesagt fand ich das so was von daneben, aber auch so was von daneben! Ich bin kein Libanese! Ich bin und bleibe Luxemburger, ob dir das nun gefällt oder nicht!
Die UN unterstützt übrigens auch das Staatsrecht bzw. eine staatsrechtliche Vorgehensweise, da sie auch die Souveränität von Staaten unterstützt. Sie versucht im Falle von eventuellen Konflikten zwischen Saats- und Völkerrecht - so wie ich das sehe- eher zu schlichten und Kompromisslösungen zu finden.
Warum liegt dir eigentlich so viel daran alle möglichen Staaten jetzt wieder zu „zerkleinern“?
Du hattest in einem deiner vorangegangenen Beiträge z, B. geschrieben: „
aber destotrotz denke ich wird es dazu kommen dass die BRD in folge des Rechts der Selbstbestimmung der Völker zerfällt und Völker wie Friesen, Sachsen, Chatten(Hessen) Bajuwaren(Bayern) um einige zu nennen den weg in die eigenstaatlichkeit gehen. Ich wäre dafür.“
Ich bin Luxemburger und kein Deutscher Staatsbürger, obwohl mein Land weitgehend deutschsprachig ist, weshalb ich hier nur fragen kann:
Glaubst du wirklich, dass eine „Zerstückelung“ der Bundesrepublik Deutschland in Klein- und Kleinststaaten, das Beste für dein Land wäre?
Ich bin sehr oft in den verschiedensten Regionen Deutschlands unterwegs und kenne dein Land wirklich sehr gut, aber (sorry!) ich sehe nirgendwo irgendwelche „Stammeskonflikte“ zwischen „Friesen“, „Sachsen“, „Hessen“ etc. oder „Fremdbestimmungen“ egal welcher Art.
Wer „friesische“, „sächsische“ oder „hessische“ Traditionen weiterhin leben möchte, kann dies doch ungehindert tun – Friesen können ihren heißgeliebten „Tee met kluntjes“ trinken, „Sachsen“ können nach Herzenslust „sächseln“, Hessen können „Handkäs`mit Musik“ essen und „Äppelwoi“ trinken… Nirgends wird eine friesische, sächsische, hessische… Lebensart unterdrückt.
Auch dass jetzt in den meisten europäischen Ländern, völlig andere ethnische Gruppen leben, finde ich positiv, Kulturen haben sich doch auch immer gegenseitig inspiriert, einander Innovationen gebracht und mehr Vielfalt kann meiner Meinung nach nichts Schlimmes sein.
In Luxemburg begannen die Immigrationen direkt nach dem 2. Weltkrieg, unser Staat brauchte zum Wiederaufbau (Luxemburg war übel verwüstet und zerstört worden) dringen Arbeitskräfte. Zuerst kamen ab 1945 sehr viele Portugiesen und Spanier, dann Italiener, Marrokaner, Türken, Deutsche, Franzosen, Belgier etc.
Inzwischen sind deren Nachkommen schon lange zu echten „Letzebüergern“ geworden. Sie sprechen ausschließlich Deutsch, Letzebüergisch oder Französisch, sie denken wie Letzebüerger, sie SIND Letzebüerger!
So, das war jetzt wirklich die allerletzte Antwort auf Beiträge, wie du sie hier oft gepostet hast. Ich beantworte dir gerne weiterhin Fragen, die etwas mit Biologie zu tun haben, aber denke bitte mal darüber nach was „Biologie“ bedeutet.
LG