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Geschlechtsbestimmung von ungeschlüpften Kücken

BioTechGast

Einfacher Mehrzeller
Hallo zusammen!

Wir sind eine kleine Gruppe von Ingenieuren und Industrieexperten (TU München), die es sich zu ihrer Aufgabe gesetzt haben die Welt in der wir leben zumindest ein kleines bisschen besser zu machen als sie heute ist.

Bei der Suche nach einem geeigneten Themenbereich sind wir auf die Thematik gestoßen, dass in Deutschland jährlich immer noch 45 Millionen Eintagsküken geschreddert oder vergast werden (müssen). Diese erschreckend hohe Zahl war Grund genug für uns sich dem Thema einmal genauer zu widmen.

Wir haben uns mit allen auffindbaren Lösungs- und Entwicklungs-Ansätzen aus der Forschung und von diversen Startups auseinandergesetzt und sehen, dass es immer noch eine großes Lücke zwischen den bisherigen Ansätzen und einer rentablen, industrietauglichen Lösung gibt.

Im Moment sind wir auf der Suche nach Experten aus der Forschung, die uns einige Fragen zu dem Thema beantworten können. Dabei geht es vor allem um die Bewertung potentieller Forschungsthematiken und erster Lösungsansätze.

Während der Recherche sind wir auf die "Candeling" Methode gestoßen. Hier werden Hühnereier mit einer Taschenlampe durchleuchtet. Anhand von vorhandenen oder fehlenden Blutgefäßen wird das Ei im Anschluss als Winner, Quitter oder Joker klassifiziert. Dabei steht der Begriff "Winner" für ein befruchtetes Ei mit lebendem Embryo, "Quitter" für ein befruchtetes Ei mit Hühnerembryo, der während der Inkubation starb und "Joker" für ein unbefruchtetes Ei. (Youtube: Candling Chick Eggs - Day 7, Channel: 4HLancasterNE)

Wir fragen uns, ob es möglich ist, über diese Differenzierung (Winner, Quitter, Joker) hinaus noch weitere Information aus den Blutbahnen herauslesen zu können. Zum Beispiel, ob eine Geschlechtserkennung anhand der Blutgefäße ersichtlich sein könnte.

Kurz zu unserem Vorhaben: Wir wollen befruchtete Hühnereier ausleuchten und die generierten visuellen Daten dann mithilfe von einem Machine Learning Algorithmus auswerten, um so Muster zu identifizieren, die Aufschluss über das Geschlecht geben.

Uns interessiert eure Meinung! Ist unser Vorhaben das Hühnergeschlecht während der Inkubation anhand der Blutbahnen zu ermitteln realistisch oder befinden wir uns auf dem Holzweg? Habt ihr Anregungen, die uns weiterhelfen? Wir sind über jeden konstruktiven Input dankbar, da wir keine Biologen sind.

Vielen Dank schon einmal im Voraus!
 

Joffi

Moderator
Moderator
Gruß zurück aus der TUM :)
Als Biologe/Physiologe (aber ausdrücklich nicht-Experte in Sache Hühnereiern) halte ich das für einen plausiblen Ansatz. Ich sehe keinen zwingenden Grund, warum das nicht möglich sein sollte.
Was mich sehr skeptisch macht: Candling wird bereits großindustriell angewendet und bestimmt ist auch schon jemand auf die Idee gekommen, die Bilder automatisiert zu kategorisieren. Ich schätze es als sehr wahrscheinlich ein, dass dieser jemand auch bereits auf Eure Idee der Geschlechtsbestimmung gekommen ist, schließlich ist das Marktpotential hier ja sehr bekannt. Klingt für mich nach "wurde probiert, hat nicht zuverlässig funktioniert, wurde verworfen". Aber kein Grund, es nicht besser zu machen :)
 

cigouri

Säugetier: Eutheria
Hallo zusammen!

Wir sind eine kleine Gruppe von Ingenieuren und Industrieexperten (TU München), die es sich zu ihrer Aufgabe gesetzt haben die Welt in der wir leben zumindest ein kleines bisschen besser zu machen als sie heute ist.

Bei der Suche nach einem geeigneten Themenbereich sind wir auf die Thematik gestoßen, dass in Deutschland jährlich immer noch 45 Millionen Eintagsküken geschreddert oder vergast werden (müssen). Diese erschreckend hohe Zahl war Grund genug für uns sich dem Thema einmal genauer zu widmen.

Wir haben uns mit allen auffindbaren Lösungs- und Entwicklungs-Ansätzen aus der Forschung und von diversen Startups auseinandergesetzt und sehen, dass es immer noch eine großes Lücke zwischen den bisherigen Ansätzen und einer rentablen, industrietauglichen Lösung gibt.

Im Moment sind wir auf der Suche nach Experten aus der Forschung, die uns einige Fragen zu dem Thema beantworten können. Dabei geht es vor allem um die Bewertung potentieller Forschungsthematiken und erster Lösungsansätze.

Während der Recherche sind wir auf die "Candeling" Methode gestoßen. Hier werden Hühnereier mit einer Taschenlampe durchleuchtet. Anhand von vorhandenen oder fehlenden Blutgefäßen wird das Ei im Anschluss als Winner, Quitter oder Joker klassifiziert. Dabei steht der Begriff "Winner" für ein befruchtetes Ei mit lebendem Embryo, "Quitter" für ein befruchtetes Ei mit Hühnerembryo, der während der Inkubation starb und "Joker" für ein unbefruchtetes Ei. (Youtube: Candling Chick Eggs - Day 7, Channel: 4HLancasterNE)

Wir fragen uns, ob es möglich ist, über diese Differenzierung (Winner, Quitter, Joker) hinaus noch weitere Information aus den Blutbahnen herauslesen zu können. Zum Beispiel, ob eine Geschlechtserkennung anhand der Blutgefäße ersichtlich sein könnte.

Kurz zu unserem Vorhaben: Wir wollen befruchtete Hühnereier ausleuchten und die generierten visuellen Daten dann mithilfe von einem Machine Learning Algorithmus auswerten, um so Muster zu identifizieren, die Aufschluss über das Geschlecht geben.

Uns interessiert eure Meinung! Ist unser Vorhaben das Hühnergeschlecht während der Inkubation anhand der Blutbahnen zu ermitteln realistisch oder befinden wir uns auf dem Holzweg? Habt ihr Anregungen, die uns weiterhelfen? Wir sind über jeden konstruktiven Input dankbar, da wir keine Biologen sind.

Vielen Dank schon einmal im Voraus!
Hallo, ich hatte dir schon was geschickt, allerdings nicht unter "Antworten", irgendwie ist das als "Beitrag" registriert worden. Hoffe da ist was dabei, was dir hilft.
LG Cigouri
Gruß zurück aus der TUM :)
Als Biologe/Physiologe (aber ausdrücklich nicht-Experte in Sache Hühnereiern) halte ich das für einen plausiblen Ansatz. Ich sehe keinen zwingenden Grund, warum das nicht möglich sein sollte.
Was mich sehr skeptisch macht: Candling wird bereits großindustriell angewendet und bestimmt ist auch schon jemand auf die Idee gekommen, die Bilder automatisiert zu kategorisieren. Ich schätze es als sehr wahrscheinlich ein, dass dieser jemand auch bereits auf Eure Idee der Geschlechtsbestimmung gekommen ist, schließlich ist das Marktpotential hier ja sehr bekannt. Klingt für mich nach "wurde probiert, hat nicht zuverlässig funktioniert, wurde verworfen". Aber kein Grund, es nicht besser zu machen :)
Hi Joffi, ja ich fürchte, das hat nicht richtig funktioniert oder es war kommerziell eher uninteressant. Hatte gestern den ganzen Tag Zeit und mir ein paar Papers rausgesucht. Es gibt wohl einen Ansatz mit Candeling, aber das würde, so wie ich es sehe, nur mit einem sehr speziellen "Zuchtprogramm" für Legehühner funktionieren. Man nutzt dazu den sogenannten "sex-linked imperfect albinism" aus, Wenn man da einen Wildtyp-Hahn mit einer hemizygoten Henne kreuzt, entwickeln die weiblichen Embryonen in ovo wohl unpigmentierte Augenanlagen, und die männlichern pigmentierte, was man mit der Candeling Methode nachweisen/beobachten kann. Bezweifle aber eher, dass das praktikabel ist, wahrscheinlich von der Zucht her zu aufwändig, da auf ganz bestimmte Varianten von Hühnern beschränkt. Ein anderer Ansatz benutzt ein so aufwändiges Verfahren, wie die RAMAN-Spektroskopie. Der einzige Ansatz der eventuell praktikabel wäre stammt von einem japanischen Forscher namens Ogawa. Die nutzen wohl Unterschiede bei der Hämatopoese zwischen weiblichen und männlichen Embryonen. Offenbar hat Östrogen einen Einfluss auf die Entwicklung von hämatopoetischen Stammzellen im sehr, sehr frühen Embryo. Obwohl die Methode nicht allzu aufwändig ist und auch finanzierbar wäre, hat sie den Nachteil, dass man die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Embryonen offenbar nur in einem sehr engen "Zeitfenster" messen kann (genau genommen muss das exakt an Tag 3 post-hatching geschehen, davor und danach funktioniert das offenbar nicht mehr. Hoffe die Jungs sind zäh und engagiert. Ich finde es auch sehr schade, dass so viele Küken getötet werden, nur weil sie männlich sind und keine Eier legen können.
 

cigouri

Säugetier: Eutheria
Hallo, ich hatte dir schon was geschickt, allerdings nicht unter "Antworten", irgendwie ist das als "Beitrag" registriert worden. Hoffe da ist was dabei, was dir hilft.
LG Cigouri

Hi Joffi, ja ich fürchte, das hat nicht richtig funktioniert oder es war kommerziell eher uninteressant. Hatte gestern den ganzen Tag Zeit und mir ein paar Papers rausgesucht. Es gibt wohl einen Ansatz mit Candeling, aber das würde, so wie ich es sehe, nur mit einem sehr speziellen "Zuchtprogramm" für Legehühner funktionieren. Man nutzt dazu den sogenannten "sex-linked imperfect albinism" aus, Wenn man da einen Wildtyp-Hahn mit einer hemizygoten Henne kreuzt, entwickeln die weiblichen Embryonen in ovo wohl unpigmentierte Augenanlagen, und die männlichern pigmentierte, was man mit der Candeling Methode nachweisen/beobachten kann. Bezweifle aber eher, dass das praktikabel ist, wahrscheinlich von der Zucht her zu aufwändig, da auf ganz bestimmte Varianten von Hühnern beschränkt. Ein anderer Ansatz benutzt ein so aufwändiges Verfahren, wie die RAMAN-Spektroskopie. Der einzige Ansatz der eventuell praktikabel wäre stammt von einem japanischen Forscher namens Ogawa. Die nutzen wohl Unterschiede bei der Hämatopoese zwischen weiblichen und männlichen Embryonen. Offenbar hat Östrogen einen Einfluss auf die Entwicklung von hämatopoetischen Stammzellen im sehr, sehr frühen Embryo. Obwohl die Methode nicht allzu aufwändig ist und auch finanzierbar wäre, hat sie den Nachteil, dass man die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Embryonen offenbar nur in einem sehr engen "Zeitfenster" messen kann (genau genommen muss das exakt an Tag 3 post-hatching geschehen, davor und danach funktioniert das offenbar nicht mehr. Hoffe die Jungs sind zäh und engagiert. Ich finde es auch sehr schade, dass so viele Küken getötet werden, nur weil sie männlich sind und keine Eier legen können.
Sorry, nicht an "Tag 3 post-hatching" sondern an "Tag 3 post-fertilizing". Ganz schön früh...
 
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