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Kommunizierende/sich motivierende Pflanzen?

Green Thumb

Einfacher Mehrzeller
Hallo geschätztes Forum,
ich hoffe mein erster Beitrag ist hier richtig am Platze. Mir ist etwas sehr spannendes aufgefallen beim aufziehen von Pflanzen.

Ich bin in die Sukkulenten-Zucht eingestiegen. Vor kurzem erst hatte ich 3 Töpfe mit jeweils 3 "Babys" von einem Brutblatt ausgestattet. Interessant war hierbei, dass ein Keimling schon bedeutend größer war, da er durch Zugluft in einen Pflanzentopf geweht wurde und dort schon ca 1,5 cm groß war. Das war der erste Moment, wo ich staunte... in dem Topf mit der größeren Pflanze wuchsen die beiden anderen Pflänzchen merklich schneller im Vergleich zu beiden anderen Töpfen. In jenen beiden anderen wuchsen die Keimlinge wiederum gleich schnell im jeweiligen Topf, aber in beiden Töpfen im Vergleich wiederum verschieden schnell. Ich entschied mich schweren Herzens den Topf mit denen, die irgendwie gar nicht so recht wachsen wollten, frei zu machen für andere Sukkulenten. In allen 3 Töpfen habe ich gleiche Kakteenerde genommenund die Lichtverhältnisse waren sehr ähnlich (auf einem Fensterbrett Südseite, dadurch bekommt der mittlere Topf etwas mehr Licht ab durch den Schattenwurf des Fensters in der Frühe und spät).

Nun zur nächsten Beobachtung: Ich war sehr motiviert, nun auch noch andere Sukkulenten vom Samenkorn her aufzuziehen. Deshalb bestellte ich mir
zwei verschiedene Aufzucht-Sets mit solchen aufquellenden Kokos-Pads. Ich wartete sehnsüchtig auf das keimen, nun ist es soweit, und jetzt staune ich noch mehr!
In einem Topf von 6 geben 2 Wüstenrosen Vollgas, im 2. Topf passiert noch nichts und im 3. kommt ein Röschen gerade einmal raus. Die 3 anderen Töpfe beinhalten Lebenden Granit, der ungefähr gleich wächst in den 3 Töpfen.
Bei der zweiten Serie von 6 Aufzucht-Töpfen liegt eine wilde Mischung von verschiedenen Sukkulenten vor. Hier ist es wieder so, dass in einem Topf 2 Sukkulenten besonders schnell wachsen. In zweien der Töpfe passiert noch gar nichts.

Daher dürfte meine Frage klar sein: Ist das Zufall? Statistisch ist das nicht ganz einfach, weil die Aufzuchtverhältnisse natürlich nicht identisch sind. Im letzteren Fall sind es sogar verschiedene Sorten. Dennoch, vom Gefühl her würde ich sagen (statistische Schätzung), dass es kein Zufall ist, sondern eine chemische Kommunikation vorliegt. Aber ich bin Physiker, kein Botaniker, daher geht die Frage an euch!

Viele Grüße,
Jens
 

cigouri

Säugetier: Eutheria
6 Töpfe ist zu wenig um hier gesicherte statistische Aussagen zu treffen. Statistik kann man man auch eigentlich nicht "schätzen" sondern muss sie machen, d. h. Varianz, Standardabweichung etc. berechnen.

Das ist aber meiner Meinung nach kein statistisch signifikanter Unterschied. Pflanzliche Organismen haben eigentlich immer eine sehr breite sogenannte "Reaktionsnorm". D. h. in dem Saatgut sind gemischt Samen mit hoher, weniger hoher, eher niedriger und überhaupt keiner Keimfähigkeit. Es ist durchaus im Rahmen der stochastischer Wahrscheinlichkeit, dass zufällig in einem Topf mal Samen mit hoher Keimfähigkeit landen und in dem anderen Topf Samen die nicht keimen.

Natürlich ist auch das Substrat nicht ganz homogen (d.h. die Nährstoffe sind nicht vollkommen homogen in der großen Menge an Kakteenerde verteilt - egal wie gut durchmischt und homogen verteilt die Substratpartikel dem bloßen Auge erscheinen). Rein zufällig könnte hier mal in einen Topf Erde reinkommen, in der mehr nährstoffreiche Partikel sind als in einen anderen Topf. Es kann also eher Zufall sein.
Allerdings "kommunizieren" Pflanzen in natürlichen Ökosystemen tatsächlich miteinander. Meistens erfolgt diese gegenseitige Beeinflussung durch sogenannte Phytohormone, Brassicosteroide und Jasmonate. Diese werden sowohl von Wurzeln, Blättern und Blüten abgegeben und sie sind sowohl flüssig als auch gasförmig.

Ein sehr bekanntes gasförmiges Phytohormon ist z. B. das Gas Ethylen (Ethen). Diese einfache organische Substanz wird von reifenden Früchten abgegeben und gelangt über die Luft zu anderen Früchten (das können sogar Früchte einer anderen Pflanzenspezies sein) und ruft dort ebenfalls eine beschleunigte Reife hervor.

Bei vielen Pflanzen (v. a.Bäume) mit symbiontischen Pilzen der Wurzeln (sog. Mycorhizae) erfolgt wohl sogar einbe Art von "Kommunikation" über diese Pilze.
Diese ganzen Kommunikationen im Pflanzenreich laufen über chemische Botenstoffe, die entweder von den Pflanzen selbst oder symbiontischen Mikroorganismen abgegeben werden.

Andere dieser Stoffe (v. a. Jasmonate) werden von Pflanzen abgegeben und hemmen Wachstum/Keimen anderer Pflanzen. Auch im Pflanzenreich herrscht Konkurrenz.

Hier noch drei links.




LG :)
 
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