Quadrizeps-Reflex
Die Muskulatur der Skelettmuskulatur besteht zum einen aus "gewöhnlichen" Skelettmuskelfasern und zum anderen aus spezialisierten Fasern, die in den sog. Muskelspindeln zusammengefasst sind.
Wichtig für das Verständnis dieser Muskelspindeln ist ihr Aufbau und Einbau in den Muskel.
Zuerst der Aufbau:
Die Muskelspindeln bestehen aus einer bindegewebigen Kapsel in der sich 3 bis 10 spezialisierte Muskelfasern befinden. Es existieren zwei Typen dieser "intrafusalen" Muskulatur: Kernketten- und Kernsackfasern, die unterschiedlich aufgebaut sind, worin sie sich funktionell unterscheiden, weiß ich leider auch nicht. Diese Fasern weisen nun zwei Arten von Innervation (Versorgung mit Nervenfasern) auf: afferente (Von den Muskelspindeln zum Rückenmark) Ia-Fasern und efferente (Vom RM zu den Muskelspindeln) gamma-Motoneuronen.
Die Muskelspindeln sind parallel zu den normalen Muskelfasern angeordnet, d. h. sie setzen im inneren Bindegewebe des Muskels an, dies ist wichtig für die Funktion.
Funktion: Verändert sich die Länge der Muskelspindel, melden die afferenten Ia-Fasern an das Rückenmark die Längenänderung in Form einer Veränderung der Frequenz der Aktionspotentiale.
Auf den Quadrizepsreflex bezogen sieht das dann so aus: Der rechte Oberschenkelstrecker (Musculus quadriceps femoris) befindet sich in normaler Position, der Patient sitzt und hat das rechte Bein über das linke geschlagen. Momentan ist die Muskellänge des Quadrizeps konstant, die afferenten Ia-Fasern melden dies als Information in Form von Aktionspotentialen an das Rückenmark. Das könnte z. B. so aussehen: I---I---I---I---I---I---I---I (Ein I steht für ein Aktionspotential) Die Frequenz der Aktionspotentiale (Also der Abstand I---I) codiert die Information über die Länge der Muskelfasern. Wenn der Arzt jetzt mit dem Reflexhammer auf die dazugehörige Sehne des Muskels schlägt (Knie-, Patellar- oder Quadrizepssehne genannt) kommt es dadurch zu einer Dehnung des Muskels (logisch, oder?) Die Dehnung bedeutet dass die Muskelfaser länger wird. Diese Änderung betrifft auch die Muskelspindel und als Resultat informiert die Muskelspindel das Rückenmark über die Längenänderung INDEM sie die Frequenz der Aktionspotentiale erhöht:
I-I-I-I-I-I-I-I-I-I-I-I-I-I-I. Diese Information beinhaltet also, dass der Muskel gedehnt worden ist. Wenn dem nicht unbewusst, also auf Ebene des Rückenmarks entgegengearbeitet werden würde, würden wir nie das Gleichgewicht halten können und ständig umfallen. Was geschieht also nun? Die Dehnung wird kompensiert. Die Ia-Afferenz ist monosynaptisch (direkt) mit dem "alpha-Motoneuron" des Quadrizeps verbunden. Das alpha-Motoneuron sorgt für die Kontraktion des Quadrizeps, wenn es aktiviert wird. Folgendes läuft ab: Die Ia-Afferenz meldet dem Motoneuron die Dehnung "seines" Muskels und bringt in somit dazu, den Muskel zu kontrahieren. Der Muskel verkürzt sich und der Unterschenkel "zuckt" nach vorne. Dieser Reflex dient dem Neurologe Störungen des Nervensystems zu diagnostizieren.
Für Fremdreflexe und genauere Informationen über Eigenreflexe am besten eines der folgenden Bücher ausleihen:
Lehrbuch der Physiologie von Klinke/Silbernagl (Thieme-Verlag) oder Physiologie des Menschen von Schmidt/Thews/Vaupel
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