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Ratten und ihre Anpassung an Gift

Surfemme

Einzeller
Hallo!
Meine Frage bezieht sich nur indirekt auf den Unterricht.
Ich habe letztens mit meinem Freund eine Diskussion geführt, bei der ich ihm die Evolutionstheorie erklärt habe (ich bin im Bio-LK). Ich war der Meinung, damit ließe sich alles erklären, worauf er antwortete, man könne mit dieser Theorie nicht erklären, warum eine Rattenpopulation, wenn einige Individuen an einem bestimmten Gift vorher gestorben sind, dieses Gift ab dem Zeitpunkt verschmähen.
Er war der Meinung, dass dies an einem gewissen "kollektiven Bewusstsein" liegt, das von Ratte zu Ratte weitergegeben wird.
Meiner Meinung nach muss es daran liegen, dass Ratten so intelligent sind, dass sie mitbekommen, wenn einige andere Ratten an einem Gift sterben und erkennen können, dass es für sie gefährlich wäre, dieses Gift zu fressen. Das mit dem "kollektiven Bewusstsein" ist meiner Meinung nach Quatsch, da sich Erfahrungen nicht auf den Genpool auswirken.
Nun ist die Frage, wie man dieses Phänomen mit der Evolutionstheorie (oder einer anderen?) erklären kann, so, dass mein Freund überzeugt ist und von seiner Bewusstseinstheorie abweicht.

Ich freue mich auf Hilfe eurerseits!

Lg, Surfemme
 

Der_Flo

Säugetier: Eutheria
kollektives Bewusstsein? nein, bestimmt nicht.
ratten sind von natur aus sehr vorsichtig und würden niemals einen köder essen, wenn danneben eine tote ratte liegt.
neuen narungsquellen stehen sie sehr misstrauisch gegenüber und schicken häufig ältere ratten vor um zu gucken was passiert.
zudem essen sie nur sehr keine portionen, so dass sie einen köder häufiger aufsuchen müssten um daran zu sterben. das führt natürlich auch dazu, dass sie irgendwann eine gewisse resistenz gegen die gifte erhalten (die sich allerdings auch nicht vererben lässt).
das eine nachfolgegeneration immun gegen gifte sein sollen, von denen ihre vorfahren gestorben sind, halte ich für unsinn.
 
Ich kann mich dem nur anschließen. Ratten sind sehr intelligente Geschöpfe. Liegt eine tote Ratte in der Nähe von etwas essbaren, so werden die anderen Ratten wohl sehr vorsichtig damit umgehen, oder sie lassen einen ihrer artgenossen probieren und shauen zu was passiert.
 

Kampfmuzel

Moderator
naja, die nachfolgegeneration kann schon immun werden gegen ein gift, wenn sich in einer population zufällig tiere befinden, die durch eine mutation von vorneherein immun sind. die haben dann natürlich einen vorteil gegenüber ihren nicht immunen artgenossen und können vermutlich mehr nachkommen in die welt setzen, die dann auch immun sind.
womit wir wieder bei der evolutionstheorie wären...
 

Joffi

Moderator
Moderator
Interessanterweise sind gerade erst neulich Hinweise in diese Richung publiziert worden. Wens interessiert, ist open access:
Rost S. et al. in BMC Genet. 2009 Feb 6;10:4.

Ansonsten fällt mir noch folgendes zu ein.
Ich behaupte mal:
1. Wenn Dein Freund in puncto Ratten, Gift und "kollektives Bewusstsein" Recht hat, dann kann man daraus ein wunderbares, simples Experiment ersinnen, die dieses koll. Bew. zweifelsfrei nachweist.
2. Wer koll. Bew. zweifelsfrei nachweist, kriegt einen Nobelpreis und alle Zeitungen des Planeten berichten wochenlang davon.

Das der in 2. geschilderte Fall noch nicht eingetreten ist, kann nur liegen an:
1. Auf dieses Experiment, dass ich mir in 30 Sekunden überlegt habe und dass vom Aufwand her von jedem, überall und zu jeder Zeit durchgeführt werden kann, ist noch nie jemand gekommen.
...oder...
2. das Ergebniss eines solchen Experiments enthält offensichlich keinen Hinweis auf ein koll. Bew.

Welche Erklärung ist wahrscheinlicher?
 
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