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Sekundäres Dickenwachstum - Periderm

BestBuddy

Einzeller
Hallihallo :)
Bin neu hier im Forum und hoffe auf eine nette Zusammenarbeit mit netten Leuten :)

Ich habe direkt eine Frage und bin im Internet diesbezüglich leider nicht ganz fündig geworden:
Sowohl die Sprossachse als auch die Wurzel können ein sekundäres Dickenwachstum erfahren. Das Periderm entsteht nach dieses bei der Sprossachse als sekundäres und bei der Wurzel als tertiäres Abschlussgewebe. Dass das Periderm sich bei der Sprossachse aus dem Phellogen, dem Phellem und dem Phelloderm zusammensetzt ist mir bewusst. Dementsprechend haben wir bei einem verdicktem Spross außen eine "Korkschicht". Ich frage mich aber wie das Peridem bei der Wurzel gebildet wird. Nach dem gleichen Prinzip? Existiert dort auch ein Korkkambium, dass diese Schicht bildet? Außerdem verstehe ich nicht ganz, woher das Korkkambium bei der Sprossachse kommt. Ist es bereits beim primären Bau vorhanden oder bildet es sich erst aus? Und wenn ja, woraus? Ich hoffe man versteht meine Frage und wäre euch für jede Hilfe dankbar :)

Liebe Grüße

BestBuddy
 

cigouri

Säugetier: Eutheria
„Außerdem verstehe ich nicht ganz, woher das Korkkambium bei der Sprossachse kommt. Ist es bereits beim primären Bau vorhanden oder bildet es sich erst aus? Und wenn ja, woraus? Ich hoffe man versteht meine Frage und wäre euch für jede Hilfe dankbar


Bei Wurzeln geht das Wachstum vom sogenannten Apikalmeristem aus. Dieses ist ein meristematisches teilungsfähiges Gewebe. Meristematische Zellen bei Pflanzen kann man ein klein wenig (aber wirklich nur ein klein wenig) mit totipotenten Stammzellen bei Tieren vergleichen. Sie haben keine oder nur extrem dünne Zellwände und sind theoretisch sowohl unbegrenzt teilungsfähig als auch unbegrenzt differenzierungsfähig. Tatsächlich nutzt man diese Eigenart meristematischer Zellen auch bei sogenannten „Kalluskulturen“ aus um aus einzelnen Zellen ganze Pflanzen zu generieren. Die Wurzel verlängert sich dadurch, dass sich diese meristematischen Zellen stetig teilen und anschließend zu den verschiedenen Zelltypen der Wurzel differenzieren. Die Sprossachse hat an ihrer Spitze ebenfalls ein Apikalmeristem und dort geschieht im Prinzip das gleiche.

Die sehr komplexen molekularen Mechanismen der Gewebedifferenzierung sind allerdings nicht unbedingt ein Thema für botanisch-morphologische Praktika oder Seminare.

Ansonsten hätte ich hier noch zwei ganz gute links, wo das ganze (hoffe ich zumindest) ganz gut zu ersehen ist (viele schöne Bilder, die man sich einfach mal in Ruhe ansehen muss):

https://user.uni-frankfurt.de/~dingerma/Podcast/MorphologieSS11_7.pdf


Liebe Grüße & sorry, dass ich hierzu nicht allzu viel sagen kann (wenn du Fragen zum primären Stoffwechsel von Pflanzen – sprich Photosynthese, Photorespiration, Chlororespiration, cyanobakterielle Heterocysten etc. hast – dafür bin ich wirklich ein Experte :) Aber spezielle Botanik und Pflanzenmorphologie war während meines Studiums nicht wirklich mein Ding :-( )
 

BestBuddy

Einzeller
Vielen lieben Dank! Dank dir habe ichs jetzt endlich verstanden. Durch die Links konnte ich sehen wie das Abschlussgewebe bei der Wurzel genau aussieht, dadurch hat sich meine Frage beantwortet :) Kurz noch ne Frage zum Phellogen: Handelt es sich aber bei dem Phellogen nicht um ein sekundäres Meristem, also Meristem welches aus bereits ausdifferenzierten Zellen hervorgegangen ist und seine Teilungsfähigkeit wieder erlangt hat? Oder wird es beim sekundären Dickenwachstum direkt von dem Apikalmeristem gebildet? Oder heißt es auch sekundäres Meristem, wenn es im Nachhinein vom Apikalmeristem gebildet wird?
Und nein, die genauen molekularen Prozesse benötige ich nicht, mir hat nur das allg. Verständnis etwas gefehlt. Vielen Dank nochmal und liebe Grüße :)
 

cigouri

Säugetier: Eutheria
Das hab ich bei Wikipedia unter Sekundäre Meristeme gefunden. Ich hab auch nochmal meinen alten „Nultsch“ (Botaniklehrbuch) herausgekramt und in den mittlerweile etwas vergilbten Unterlagen aus meinem Grundstudium geblättert.


Ich denke man kann daraus extrahieren, dass die Apikalmeristeme zunächst einmal absolut undifferenziert sind, dann eine Art von „vorläufigem "Differenzierungsprogramm“ (weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll) durchlaufen und so zu sekundären Meristemzellen (im Phellogen)werden, die stark teilungsaktiv sind aber bereits eine etwas ausgeprägtere Zellwand aufweisen, und bei denen die „Differenzierungsrichtung“ schon weitgehend determiniert ist.


Mit „Differenzierungsrichtung“ meine ich, dass sie sich erstaunlicher- und wunderbarerweise nach „außen“ immer nach stattgefundenen Mitosen zu Bastparenchymzellen, Siebröhren und Bastfaserzellen differenzieren, und nach „innen“ immer zu Xylemzellen (Spiral- und Ringtracheen und den verschiedenen Tracheiden typen) differenzieren.


Ach jo, ich wär so gern eim Pflanzenanatom….dann könnte ich das genauer sagen.


Wikipedia - Sekundäre Meristeme


Der junge Keimling besitzt zunächst lediglich ein einziges primäres Sprossapikalmeristem, das bei zweikeimblättrigen Pflanzen zwischen den beiden Keimblättern zu finden ist und während der Embryogenese angelegt wird. Dieses Meristem ist durch die Produktion von Spross und Blättern für die Bildung der primären Sprossachse verantwortlich.


Die Etablierung weiterer Sprossachsen findet durch die Anlage von Meristemen in den Achseln von Laubblättern statt, die als Achselmeristeme oder laterale Meristeme bezeichnet werden. Die unterschiedlich ausgeprägte Aktivität der Achselmeristeme ist eine Grundlage für die mannigfaltigen Wuchsformen im Pflanzenreich. Die Aktivität der Achselmeristeme wird häufig durch das primäre Sprossapikalmeristem zunächst unterdrückt, so dass Seitentriebe verzögert auswachsen. Diese Kontrolle durch das Sprossapikalmeristem wird als Apikaldominanz bezeichnet. Die Bildung lateraler Wurzelmeristeme findet in keinem anatomisch definierten Bereich in einem gewissen Abstand vom primären Wurzelmeristem statt. Hier ist eine innere Gewebeschicht, das Perizykel, der Ursprung dieser lateralen Wurzelmeristeme.


Mit dem Begriff laterale Meristeme werden – neben den sekundären Meristemen in den Achseln der Laubblätter und der Wurzelspitzen – auch das Kambium und das Phellogen bezeichnet, beides teilungsaktive Zellschichten, die im äußeren Bereich des Sprosses für das sekundäre Dickenwachstum vieler Pflanzen verantwortlich sind.


So interessiert und wissenshungrig wie du mir scheinst, wirst du das zweifellos aber selbst herausfinden :)
Vermutlich noch heute :)

LG Wolfgang
 
zuletzt editiert:

cigouri

Säugetier: Eutheria
Kurz gesagt, ich glaube bei deiner Vermutung "Oder heißt es auch sekundäres Meristem, wenn es im Nachhinein vom Apikalmeristem gebildet wird?" liegst du richtig :)
 
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