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Warum Rassismus unwissenschaftlich und falsch ist

cigouri

Säugetier: Eutheria
Warum es keine menschlichen „Rassen“ gibt

Es ist traurig aber wahr, auch die Biologie war früher eine äußerst rassistische Wissenschaft.

Zur Zeit des Kolonialismus (das heißt noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts) wurden sogenannte „Rassentheorien“ von praktisch allen Biologen und Medizinern vertreten. Diese dienten als Instrument und angeblich „wissenschaftliche“ Begründung für eine zusammenfantasierte „Überlegenheit“ der europäischen Kolonisatoren gegenüber den „unterlegenen“ kolonisierten Völkern.

Selbst Lamarck und leider auch Darwin wurden noch bisweilen vom „Gespenst des rassistischen Biologismus“ heimgesucht und wenn man heute bei Trisomie 21 vom „Down-Syndrom“ oder von „Mongolismus“ spricht (was vor allem Mediziner leider gelegentlich immer noch zu tun pflegen) sollte man sich eigentlich auf die Zunge beißen, denn der britische Arzt John Longdon Down, nach dem dieser Gendefekt benannt wurde, war ein äußerst übler Rassist, der davon überzeugt war, dass asiatische Menschen „primitiver“ seien als Europäer und behauptete allen Ernstes, dass dieser genetische Defekt ein sogenannter „Atavismus“, also ein Rückfall des Menschen in ein primitiveres –sprich asiatisches- Entwicklungsstadium sei.

Dieses, schon fast an eine Massenpsychose erinnernde, Selbstbild der ehemaligen europäischen Kolonialmächte (Europäer = überlegen, hochentwickelt, erhaben, Kolonialbevölkerung = unterlegen, unterentwickelt, minderwertig) diente einerseits zur Abgrenzung gegenüber den Beherrschten (Apartheid, Segregation, Diskriminierung) andererseits als Pseudolegitimation für Ausbeutung, Unterdrückung, Zwangschristianisierung, Zerstörung von ganzen Kulturen und Genozid.

Hierzu en Auszug aus Wikipedia -Rassentheorie:

"Unter den Naturwissenschaftlern und Naturphilosophen jenes Jahrhunderts, die sich mit der Materie befassten, waren neben Blumenbach Georges Cuvier, James Cowles Prichard und Louis Agassiz bedeutend. Cuvier zählte drei Rassen, Prichard sieben, Agassiz acht. Andere Autoren entwickelten noch feinere Unterteilungen; so unterschied Jean Baptiste Bory de Saint-Vincent 24 und Joseph Deniker allein in Europa 29 Rassen.[49] Die Tendenz, eine immer größere Anzahl von Rassen zu unterscheiden und den Begriff der Rasse dem der Nation anzunähern, machte sich besonders ab Mitte des 19. Jahrhunderts geltend.[50]

Großen Einfluss erlangte der französische Schriftsteller Arthur de Gobineau mit seinem 1852 bis 1854 in vier Bänden erschienenen Essai sur l'inégalité des races humaines (Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen), in dem er das etablierte Motiv des Rassenkampfes durch das Thema Rassenvermischung ergänzte und versuchte, die Geschichte der Völker und Nationen auf diese beiden Faktoren zurückzuführen.[51] Entscheidend für die kulturelle Entwicklung sei, dass sich fortschreitende Völker in ihren Rasse-Eigenschaften von anderen unterscheiden, und die Vermischung der Rassen führe zum Niedergang. Dies wurde von zahlreichen anderen Autoren aufgegriffen und bildete die theoretische Grundlage für vielfältige rassistische Praktiken bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. (Die Vorstellung, dass Rassenmischung schädlich sei, war damals plausibel, da man die Vererbung an das Blut gebunden dachte, bei dessen fortschreitender Mischung wertvolle Anlagen durch Verdünnung verloren gingen.[52]) Folgenreich war auch Gobineaus Übertragung des ursprünglich in der Sprachwissenschaft geprägten Begriffes „Arier“ in den Bereich der Rassentheorien.[53] Sein Essai entfaltete seine Wirkung insbesondere im deutschen Sprachraum, wo sich vor allem Karl Ludwig Schemann als Übersetzer des Essais und Cosima Wagner, die einflussreiche Ehefrau des Komponisten Richard Wagner, stark dafür einsetzten.[54]

Ein weiteres Motiv der „Rassenkunde“, das gegen Ende des Jahrhunderts aufkam und bald sehr populär wurde, war die Eugenik als Idee, die Entwicklung von Rassen künstlich zu steuern.[55] Zu den einflussreichsten Verfechtern dieses Anliegens gehörten Francis Galton und Houston Stewart Chamberlain. Ähnliche Ansichten vertrat auch Ernst Haeckel.[56]"

Dieses Denken war die Saat des Bösen, die später im mörderischen rassistischen Größenwahn der Nazis, in den "Segregation-Politics" der US-amerikanischen Südstaaten und im menschenverachtenden südafrikanischen Apartheidsregime ihren eschreckenden finalen Ausdruck fand. Sie war die Ursache für unendliches Leid und kostete viele Millionen Menschen das Leben.

Obwohl sich die Zeiten und Weltbilder (zumindest bei den Wissenschaftlern) inzwischen gebessert haben – Kein seriöser Biologe, Anthropologe oder Mediziner vertritt heute noch irgendwelche obskuren „Rassentheorien“- existiert der „Rassebegriff“ doch leider noch in einer nebulösen, unterbewussten Form in den Köpfen vieler Menschen weiter.

Menschen verschiedener Regionen der Erde haben nun einmal verschieden Haut- und Haarfarben und da das menschliche Bewusstsein leider zur Simplifikation tendiert und möglichst „einfachen“ Erklärungen den Vorzug gegenüber komplexeren Erklärungen gibt, versuchen viele Menschen die geradezu überältigende Komplexität dieser (naturwissenschaftlich gerade noch fassbaren) Welt auf einfachste Kategorien zu reduzieren.

Die Wahrnehmung bzw. Beobachtung (z. B. Afrikaner sind dunkel pigmentiert, Europäer hell) wird dabei leider nicht selten rassistisch geprägten Kategorien des Denkens und Erfahrens zugeordnet.

Interkulturelle Prägung, tradierte Erziehungsmuster, soziales Feedback führen dazu, dass viele Menschen (auch solche, die keine ausgesprochenen und extremen Rassisten sind) leider trotz aller Aufklärung dazu neigen, Menschen aufgrund ihres Erscheinungsbildes in unterschiedliche Gruppen einzuteilen und gegeneinander abzugrenzen.

Dies ist ein ERLERNTER und kein ANGEBORENER sozialpsychologischer Mechanismus.

Nun aber zurück zur Ausgangsfrage „Warum gibt es keine menschlichen Rassen?“:

Die Einteilung der Menschheit in sogenannte „Rassen“ ist nicht wissenschaftlich begründbar weil der traditionelle Begriff von „Rassen“ noch nicht einmal ansatzweise dazu geeignet ist, die unglaubliche genetische Vielfalt der Spezies Homo sapiens (die einzige Menschenspezies übrigens! die Menschheit ist phylogenetisch betrachtet EINE EINZIGE ART!!!) zu erklären.

In der modernen Biologie ist der „Rassebegriff“ inzwischen genauso überholt wie das ptolemäisch-aristotelische geozentrische Weltbild der Antike und des Mittelalters oder der Glaube an Hexen und Zauberer.

Argument #1: Unabhängige Variation von früher so bezeichneten „Rassemerkmalen“

Merkmale, wie die Körpergröße, Gesichts-, Lippen-, Augenform, Haar- und Hautfarbe variieren vollkommen unabhängig voneinander innerhalb verschiedener ethnischer Gruppen.

Ein einfaches Beispiel: Nehmen wir beispielsweise eine bestimmte ethnische Gruppe. Zum Beispiel Navajo-Indianer. Man findet dort hellpigmentierte und dunkler pigmentierte, vollkommen schwarzhaarige aber auch brünette, kleine und große Menschen, praktisch sämtliche erdenklichen Gesichts-, Lippen-, Stirnformen. Kurz: So etwas, wie einen „rassetypischen Navajoindianer“ gibt es nicht.

Argument#2: Keine signifikanten genetischen Unterschiede

Die durchschnittlichen genetischen Unterschiede zwischen den als "Rassen" definierten Gruppen sind geringer als die zwischen den Individuen innerhalb der als Rasse aufgefassten Gruppe. Schon damit stellt sich die Einteilung in Rassen als willkürlich und sinnlos heraus.

Argument#3 Fließende Übergänge zwischen genetischen Merkmalen ethnischer Gruppen

Zwischen unterschiedenen geoethnologischen Gruppen bestehen fließende Übergänge der Verteilung genetischer Marker. Es ist damit vollkommen ausgeschlossen, dass sogenannte „Rassen“ durch Vermischung anderer „Rassen“ entstanden sind, wie von Rassisten gerne behauptet wird (Beispielsweise, dass Araber oder Latinos „Mischlinge“ von Afrikanern und Europäern seien). Diese stufenartigen genetischen Übergänge beruhen nicht auf einer „Vermischung“ ursprünglich unterschiedlicher "Rassen", sondern sind selbst als ursprünglich und endemisch entstanden anzusehen. Scharfe Grenzen zwischen den Bevölkerungen waren nie vorhanden. Deshalb ist auch die traditionelle Einteilung in sogenannte "Großrassen" hinfällig, da die Menschheit schon immer auch über die Grenzen der Kontinente hinweg genetisch verbunden ist.

Argument#4 Globale genetische Marker und vollkommenes Fehlen von „Reproduktionsbarrieren“

Die meisten Gene bzw. Allele finden sich global verteilt überall und in jeden Ethnien (nur deren Kombinationen unterscheiden sich). Ferner gibt es keinerlei „Fortpflanzungsbarrieren“ zwischen Menschen – egal woher sie stammen.

Bei Tier- oder Pflanzenrassen ist das anders. Dort beobachtet man extrem spezifizierte genetische Muster. Viele Allele kommen ausschließlich bei einer Tier- oder Pflanzenrasse vor und fehlen vollkommen bei den anderen. Daneben existieren bei vielen Tier- oder Pflanzenrassen auch sogenannte Reproduktionsbarrieren (Bei Hunderassen sind es oft die z. T. extremen Unterschiede der Körpergröße z. B. Chihuahua/Irischer Hirtenhund, welche eine Fortpflanzung verhindern. Bei Pflanzenrassen oft die sogenannte Pollensterilität)

Es gibt keine menschlichen Rassen!

Die Menschheit ist EINE EINZIGE SPEZIES! Sie wird nicht in Subspezies oder "Rassen" unterteilt!

Wir leben alle auf diesem einen Planeten und stammen alle von gemeinsamen Vorfahren ab (die übrigens ursprünglich aus Afrika stammten).
Im Grunde genommen sind wir alle Afrikaner!

Rassismus ist nicht bloß menschenverachtend, grausam und boshaft sondern auch vollkommen unwissenschaftlich, dumm, primitiv und gefährlich!

Black lives/White lives are the same
 
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