Biologielexikon

Genfluss (engl. gene flow)
Unter dem Begriff Genfluss versteht man im quasi wörtlichen Sinne den "Fluss von Genen" (bzw. Allelen) zwischen Gruppen von Individuen einer Art (Teilpopulationen), die zuvor voneinander getrennt waren.
Um den Begriff Genfluss zu verstehen, ist es hilfreich, sich vor Augen zu führen, dass Evolutionsbiologen sich das gesamte Erbgut ("alle Gene" bzw. "alle Allele") der Lebewesen einer Teilpopulation als eine Einheit zusammengefasst vorstellen: Der Einfachheit halber stelle man sich vor, alle Gene bzw. Allele der Lebewesen einer Teilpopulation würden sich in einer Badewanne befinden - und die der anderen auch jeweils in einer Badewanne. In jeder dieser Badewannen befinden sich bestimmte Gene bzw. Allele mit einer bestimmten Häufigkeit. Da es zwischen den Teilpopulationen Unterschiede gibt, kommen bestimmte Gene/Allele nicht in derselben Häufigkeit in allen Teilpopulationen (und damit in der jeweiligen "Badewanne") vor. Mit anderen Worten: Jede Teilpopulation weist bestimmte Genfrequenzen bzw. Allelfrequenzen (also Häufigkeiten von Genen/Allelen) auf.
Je nach dem, in welchem Ausmaß nun (prinzipiell fortpflanzungsfähige) Individuen (z. B. bestimmte Tiere) ihre Teilpopulation verlassen und in eine andere einwandern, verändern sich die Häufigkeiten der Gene/Allele in den betreffenden "Badewannen" (Evolutionsbiologen nennen eine solche "Badewanne" Genpool). Wandern viele Individuen zwischen zwei Teilpopulationen hin und her, führt dies dazu, dass sich die Teilpopulationen in genetischer Hinsicht immer ähnlicher werden.
Genfluss muss allerdings nicht immer dadurch erfolgen, dass Individuen selbst wandern. Es reicht völlig aus, dass ihre Keimzellen mit ihrem Erbgut in den Genpool einer anderen Teilpopulation gelangen. Bei zwei getrennten Populationen von Wildblumen einer Art kann dies schlicht dadurch geschehen, dass starker Wind den Pollen von einer Teilpopulation zur anderen hinüber weht. Auffällig wird so ein Genfluss z. B. dann, wenn die eine Teilpopulation zunächst nur weiße, die andere nur rote Blüten besaß - und es dann durch Genfluss zu einer Vermischung kommt.




Siehe auch unter:

Fortpflanzung
Gendrift Gendrift
präzygote Isolation präzygote Isolation

Literatur:


Internet:



Letzte Aktualisierung: 02.07.2013



© Michael Koops www.biologie-lexikon.de 2019
Alle Angaben im Biologie-Lexikon sind ohne Gewähr. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere ist die elektronische Datenübernahme in jeder Form ohne Zustimmung des Autors ausdrücklich untersagt. Das Aufrufen von Seiten bzw. Inhalten des Biologie-Lexikons in fremden Framesets ist grundsätzlich nicht gestattet und verstößt gegen geltendes Recht.
Für den Inhalt verlinkter Seiten kann prinzipiell keine Verantwortung übernommen werden, da das Biologie-Lexikon auf den Inhalt dieser Seiten keinen Einfluss hat. Von anstößigen Inhalten der verlinkten Seiten jeglicher Art distanziert sich das Biologie-Lexikon jedoch ausdrücklich und bittet bei einer entsprechenden (fehlerhaften) Verlinkung um eine Nachricht an fehler{AT}biologie-lexikon{Punkt}de. Das Biologie-Lexikon bemüht sich, die Informationen fehlerfrei zur Verfügung zu stellen, übernimmt jedoch keinerlei Haftung für auftretende Unzulänglichkeiten. Das Biologie-Lexikon erhebt im rechtlichen Sinne keinen Anspruch auf Aktualität, sachliche Korrektheit oder Vollständigkeit; eine entsprechende Gewähr kann nicht gegeben werden.

Datenschutzhinweis