Haare
Haare
Haare sind biegsame, zugfeste Hornfäden mit einem Durchmesser von 0,1 mm, die den Körper mehr oder weniger dicht bedecken. Haare bestehen aus verhornten Epithelzellen und sind damit tote Gebilde: Von unten werden fortlaufend verhornte Zellen nach oben abgegeben, die dann absterben. Da Haare aus abgestorbenen Zellen bestehen, können sie auch schmerzlos abgeschnitten werden. Das erste Haarkleid des Menschen bildet sich im 3. bis 9. Schwangerschaftsmonat und besteht aus sog. Lanugo-Haaren (das sind feine, wollige Flaumhaare). Dieses Haarkleid verschwindet kurz vor oder kurz nach der Geburt wieder.

>Haararten:
Beim Menschen unterscheidet man 2 Hauptarten:

1. Wollhaare ("Flaumhaare")
2. Terminalhaare

Wollhaare sind weiche, feinere und kürzere Haare, die auch beim Erwachsenen noch relativ große Hautbereiche bedecken. Terminalhaare sind länger, stärker und dunkler. Zu den Terminalhaare gehören unter anderem Achselhaare, Barthaare, die Haare der Nasenöffnung un des äußeren Gehörgangs, sowie die Schamhaare. Die Haare der Kopfhaut, der Augenbrauen und der Augenwimpern stellen Sonderformen der Terminalhaare dar.

> Haarentstehung, Zahl der Haare, Haarausfall:
Beim Menschen entstehen alle Haare in speziellen Zellen, den so genannten Haarfollikeln. Diese Haarfolikel werden beim Ungeborenen bereits ab der 6. Schwangerschaftswoche angelegt, ihre Zahl beträgt ca. 5 Millionen. Nach der Geburt werden keine neuen Haarfolikel mehr gebildet. Allerdings wächst nicht in jedem Haarfolikel ein Haar, sodass die Zahl der Haare eines Menschen deutlich unter der der Haarfolikel liegt.
Je nach Haarfarbe beträgt die Zahl der Kopfhaare etwa zwischen 75 000 und 150 000: Rothaarige besitzen ca. 60 000-75 000 Haare, Schwarzhaarige ca. 110 000, Blonde bis zu 150 000. Hormonell bedingt besitzen Frauen etwas mehr Haare als Männer.

Der normale Ausfall von Haaren beträgt pro Tag ca. 30 bis 100 Haare. Beim Mann beginnt der Ausfall unter dem Einfluss des Hormons Testosteron jenseits des 20. Lebensjahres. Die Geschwindigkeit des Haarausfalls ist erblich festgelegt.

> Haarwachstum, Haarlänge:
Die Geschwindigkeit des Waschstums variiert je nach Lage am Körper. Die Kopfhaare wachsen nomalerweise schneller als Haare in anderen Körperregionen. Die Kopfhaare wachsen beim Menschen durchschnittlich ca. 0,3 bis 0,5 mm pro Tag, im Monat also etwa 1 cm, im Jahr ca. 15 cm. Während das Sommers wachsen die Haare beim Menschen schneller als im Winter.
Am längsten werden beim Menschen die Haare am Kopf. Bei Frauen erreichen die Haare allerdings im Normalfall eine größere Länge als beim Mann. Frauen, die sich die Haare nicht schneiden lassen, können etwa eine Haarlänge von 70 bis 80 cm erreichen, Männer hingegen nur eine Haarlänge von ca. 40 bis 50 cm. Eine größere Länge wird in der Regel nicht erreicht, da die Haare zuvor ausfallen; einzelne Haare können allerdings über 1 m lang werden.

> Verteilung am Körper:
Am dichtesten stehen die Haare beim Menschen am Kopf, dort findet man pro Quadratzentimeter bis zu 200 Haare. Am Unterarm sind dagegen nur ca. 15 pro Quadratzentimeter zu finden. Haarfrei sind die Lippen, die Fußsohle, die vorderen Fingerglieder, die innere Handfläche sowie die kleinen Schamlippen der Frau und die Vorhaut des Penis beim Mann.

> Lebensdauer:
Die Lebensdauer unterscheidet sich, je nach Vorkommen am Körper, erheblich. Kopfhaare werden etwa 4 bis 5 Jahre alt, Wimpernhaare und die Haare der Augenbrauen hingegen nur 4 bis 6 Monate.

> Farbe, Beschaffenheit:
Die Haarfarbe wird durch den jeweiligen Gehalt eines bestimmten Typs von Melanin bestimmt. Der Farbstoff Melanin wird beim Wachstum an der Haarwurzel "eingebaut". Die Farbe und andere Merkmale (wie z. B. lockig, glatt, dick, dünn) sind sehr wahrscheinlich erblich bedingt. Graue bzw. weiße Haare entstehen dadurch, dass die Melaninproduktion mit fortschreitendem Alter nachlässt und es stattdessen zur Einlagerung von Luft kommt - die Folge sind graue oder weiße Haare. Der Zeitpunkt, wann die ersten grauen Haare erscheinen, dürfte auch erblich bestimmt sein. Haare des Menschen besitzen einen Durchmesser von ca. 0,1 mm.

> Aufbau eines Haares:
Ein Haar besteht der Länge nach im Wesentlichen aus 2 Teilen:

1. dem Haarschaft (lat. Scapus pili): Dies ist der Teil, des Haares, der aus der Haut herausragt.
2. der Haarwurzel (lat., Radix pili): Dies ist der in der Haut gelegene Teil des Haares. Hier wächst das Haar.
Das knopfförmige Ende der Haarwurzel nennt man Haarzwiebel.

Im Querschnitt erkennt man, dass die über der Hautoberfläche liegenden Haare nicht hohl sind, sondern aus 3 Schichten bestehen. Von innen nach außen unterscheidet man:

1. das (lockere, weiche, schwammartige) Mark (lat. Medulla pili)
2. die (feste) Rinde (lat. Cortex pili)
3. das (dünne, durchsichtige) Oberhäutchen, auch Cuticula genannt


> Aufgaben (Funktionen):
Biologisch gesehen haben die Haare - je nach Körperregion - besondere Aufgaben (Funktionen):

1. Haare dienen zur Wärmeisolierung und schützen so vor Kälte: Zwischen den Haaren entsteht eine ruhende Luftschicht, die die Wärmeabgabe erheblich vermindert.
2. Haare erleichtern die Wärmeabgabe: Beim Schwitzen kann Wasser von der großen Oberfläche der Haare relativ schnell verdunsten. Dadurch kommt es zu einer schnelleren Wärmeabgabe.
3. Haare schützen vor zu starker Sonneneinstrahlung, also vor Erhitzung und vor Schäden am Erbgut.
4. Haare schützen vor dem Eindringen von Fremdkörpern, das gilt z. B. für die Haare der Nasenöffnung und die Augenwimpern.
5. Haare dienen der Berührungsempfindung: Haare können als langer Hebel feine Berührungen verstärken und auf die Nervenendkörperchen übertragen.
6. Haare bzw. eine bestimmte Behaarung kann als Geschlechtssignal dienen, z. B. Bartwuchs oder die Behaarung im Schambereich.
7. Haare dienen dazu, die Reibung zu vermindern, z. B. im Achselbereich.


Zu Pflanzenhaaren:
Wurzelhaare



Letzte Aktualisierung: 13.09.2009





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