Chromosomensatz Fast alle Wirbeltiere besitzen zwei Chromosomensätze: Einer stammt aus dem Spermium des Vaters, der andere aus der Eizelle der Mutter (beim Menschen stammen z. B. im Normalfall 23 Chromosomen vom Vater und 23 Chromosomen von der Mutter). Abweichungen von dieser Regel sind unter Wirbeltieren sehr selten und zumeist mit erheblichen Beeinträchtigungen verbunden. So führt z. B. beim Menschen bereits ein einziges überzähliges Chromosom 21 zum Down-Syndrom. Unter den Wirbeltieren gibt es nur ganz selten Organismen mit drei Chromosomensätzen. Lange Zeit nahm man an, dass solche Tiere sich entweder gar nicht oder zumindest nicht miteinander geschlechtlich fortpflanzen können. Der Grund: Bei der Bildung der Keimzellen (also der Bildung von Ei- und Samenzellen) wird normalerweise der doppelte Chromosomensatz halbiert. Anschließend werden die einzelnen Chromosomen nach dem Zufallsprinzip auf die Keimzellen verteilt. Wenn aber eine ungerade Zahl von Chromosomensätzen vorliegt, kommt es bei der Aufteilung zu Fehlern. Bei Wirbeltieren führt das in den meisten bislang bekannten Fällen entweder zu nicht lebensfähigen Organismen oder zu Unfruchtbarkeit. Davon gibt es nur wenige Ausnahmen, zum Beispiel die rein weiblichen Arten, die im Verlauf der Evolution entstanden sind: Bestimmte Eidechsen vermehren sich ungeschlechtlich, indem sie alle drei Chromosomensätze an ihre Töchter weitergeben. Mit diesen sind sie dann genetisch identisch. Die Batura-Kröten (Bufo pseudoraddei baturae) aus Pakistan lösen ihr "dreifaches Problem" so: Die Männchen eliminieren einen Chromosomensatz und produzieren aus den übrigen beiden auf normalem Wege Spermien mit einem Satz Chromosomen. Die Weibchen sind dagegen in der Lage, einen ihrer drei Chromosomensätze separat zu verdoppeln. Auf diese Weise erreichen sie eine vierfache Ausstattung und erzeugen dann Eier mit zwei Chromosomensätzen. So entstehen Nachkommen, deren Erbgut zu zwei Dritteln von der Mutter und zu einem Drittel vom Vater stammt. Der Entdecker der Batura-Kröten ist der Zoologe Dr. Matthias Stöck aus Halle. Batura-Kröte: Die Tiere besitzen elf verschiedene Chromosomen, die jeweils dreifach vorliegen. Aus den Eiern entwickeln sich auf geschlechtlichem Weg Nachkommen, deren Erbgut zu zwei Dritteln von der Mutter und nur zu einem Drittel vom Vater stammt.
Siehe auch unter:
Chromosomen-Mutation
Polyploidisierung
Literatur:
Internet:
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