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Genexpression und Formgebung

  • Hat das Thema erstellt Pablo33
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Pablo33

Gast
Auf einer website las ich kürzlich, dass das offene Problem der Formgebung von Organismen mit dem Begriff der "Genexpression" erklärt werde und die Forschungen von Sheldrake, Laszlo etc, damit hinfällig wären.

"Die Gene allein können dafür nicht verantwortlich sein, den die sind ja in jeder Zelle gleich. Heute ist aber bekannt, dass die Genexpression - die Aktivierung einzelner Gene - durch Konzentrationsgefälle von Botenstoffen schon in der ersten Zelle angelegt ist, so das zumindest für dieses Problem keine seltsamen äußeren Felder mehr notwendig sind."

Mein derzeitiger Wissensstand ist allerdings, dass die Aussage von Francis Crick nach wie vor richtig ist, d.h. die Frage nach der Formgebung muss nach wie vor als offen angesehen werden.

"Man könnte die gesamte genetische und molekularbiologische Arbeit der letzten 60 Jahre als ein langes Intermezzo bezeichnen... Nachdem dieses Programm jetzt abgeschlossen ist, sind wir in einer vollen Kreisbewegung zum Ausgangspunkt zurückgekehrt... zu den ungelöst zurückgelassenen Problemen. Wie kommt es, dass ein verletzter Organismus sich zu genau derselben Struktur regeneriert, die er vorher hatte? Wie formt das Ei den Organismus?" FRANCIS CRICK

Was mich in diesem Zusammenhang interessieren würde, ist die Klärung der Frage, ob mit dem Begriff der "Genexpression" tatsächlich die Frage nach der Formgebung als geklärt und erledigt angesehen werden kann.

Jetzt schon vielen Dank für Antworten

Pablo
 

Joffi

Moderator
Moderator
Hallo Pablo!
Es ist richtig, dass alle Zellen eines Organismus die gleiche genetische Ausstattung besitzen, dass sie sich allerdings im Muster ihrer aktiven und inaktiven Gene massiv unterscheiden (="Muster der Genexpression"). Das erklärt vor allem die unterschiedlichen Gewebetypen, also warum eine Leberzelle und ein Neuron so unheimlich unterschiedlich sind.
Für die "Formgebung" eines Organismus lässt sich dieser Punkt ebenfalls heranziehen. Die Proteine, die die Aktivität von Genen differentiell steuern (sog. Transkriptionsfaktoren), sind sehr sehr unterschiedlich vorhanden und ihrerseits aktiv. Die entwicklungsbiologische Forschung hat da schon viele Fragen gelöst und natürlich sind auch noch welche offen. Aber es ist absolut nicht zu erwarten, dass mit den grundlegenden Mechanismen der differentiellen Genexpression (räumlich wie zeitlich) etwas nicht erklärt werden könnte. Und eins braucht man zur Erklärung mit tödlicher Sicherheit NICHT: "seltsame äußere Felder" und dergleichen Humbug.
 

chefin

Moderator
Moderator
Ja es gibt nun, nachdem das Human-Genom-Projekt als abgeschlossen gilt, mehr Fragen als Antworten. Bisher haben wir angenommen, dass wir als "Krönung der Schöpfung" die meisten Gene hätten. Nun sind wir erstaunt, dass dies nicht so ist. Zur Zeit wirft sich die Forschung nun auf die Steuerung.
Unter dem Begriff der "Epigenetik" werden genau diese Probleme aufgenommen und ich kann nur sagen: Ein super interessantes Gebiet!!! :D
Hat was, vor allem in der Richtung, dass wir uns überheblich über entwickelte Theorien äußern. Ich kenne schon eine ganze Menge, wo wir heute sehr viel vorsichtiger in unseren Äußerungen sind (Bsp. Lamarck, Cuvier)
 

Joffi

Moderator
Moderator
Also ernsthaft, liebe Chefin, es hat doch wohl niemand mit einem Funken Ahnung von der Materie in prä-genomischen Zeiten geglaubt, wir wären "die Krone der Schöpfung" und hätten deshalb die meisten Gene. Das ist doch gerade mal Thema in pseudowissenschaftlichen Zeitungsartikeln und am Geisteswissenschaftler-Stammtisch. Mal davon abgesehen, dass auch noch keiner sagen kann, wer die meisten verschiedenen Transkripte hat oder wer die meisten lustigen epigenetischen Kombinationen drauf hat. Aber auch auf diesen Gebieten würd ich n Kasten Bier plus meine rechte Niere drauf verwetten, dass Homo sapiens nicht die Hitliste anführt. Unsere lustige Spezies Mensch ist eben nichts sooooo unheimlich besonders mit der einen Ausnahme, das wir alle, die das hier lesen, nun mal Angehörige derselben sind. Darum erlaube ich mir zumindest gegenüber einer Theorie, mich völligst überheblich hinzustellen und darüber lustig zu machen: die "Krone der Schöpfung"-Stories ;)
Übrigens natürlich alles nicht persönlich gemeint, sorry, falls das so klang. Ich stimme absolut zu, dass die Erforschung epigenetischer Phänomene super-spannend ist!
 
P

Pablo33

Gast
Formgebung

Hallo Joffi,

danke für deine schnelle Antwort. Ich habe mich noch bei einer anderen Biologin umgehört, die die ganze Thematik ein klein wenig differzierter gesehen hat. Sheldrake hält wie für unbewiesen, aber sie schrieb auch folgendes:

Jedenfalls wird Ihnen aufgefallen sein, dass in der Genetik permanent "gelesen" wird - und ein Plan (Code) "entziffert" wird (und das mit der höchsten Präzision eines Computers), der Konstruktionspläne für alles weitere Leben, inklusive Geist und Intelligenz - und wenn Sie mich fragen- sogar die Emotionalität, enthält. Damit ja, Formgebung wird über diese Genexpression geregelt, doch scheinen wir wirklich vollkommen daneben zu liegen bei der Frage: wie geregelt? Damit haben Sie recht, wo ist der Bauplan (und woher), wie kam er zustande? Wir tappen im Dunkeln, doch das wussten wir lange nicht. Ich denke, da sind die Introns absolut unterschätzt worden (wäre ja nicht das erste Mal), und nicht umsonst ihre gegenwärtige Brisanz.

Keine Ahnung was Introns sind, aber sie verwies dann noch darauf, dass Embyonen bei Amputationen teilweise dazu in der Lage sind, den defekten Organismus zu reparieren, d.h. Zellen, die vorher eine ganz andere Funktion hatten, übernehmen plötzlich völlig andere Aufgaben. Dies alles wird durch Genexpression etc. geregelt, aber wo sich der Gesamtbauplan befinden würde, sei im Sinne von Crick nach wie vor offen.
Für mich stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wer oder was da eigentlich den Code entziffert, bzw. liest? Womit wir wieder bei der Fragestellung von Schrödinger angelangt wären: Was ist Leben?

Vielen Dank für Eure Anworten!

Pablo
 

Joffi

Moderator
Moderator
Hallo Pablo!

Die Frage danach, "wo" der Gesamtbauplan zu finden ist, würde ich versuchsweise folgenderweise beantworten: Nirgendwo. Damit meine ich folgendes:
Aus ganz simplem Algorithmen können hochkomplexe Gebilde entstehen, ohne dass irgendwo die Information stände, wie es am Ende aussehen soll. So kann man zum Beispiel am Rechner einen wunderbar echt aussehenden Busch konstruieren, wenn man nur ein paar supereinfache Befehle gibt wie "wachse mit einer Drehung von 10° pro 10cm. Alle 12,5cm lege eine neue Knospe an. Wenn Du häufiger als x Mal pro Zeiteinheit mit der Wachstumsstpitze etwas berührst, stelle dort das Wachstum ein". Also nicht genau so, aber so ähnlich, kann man allerlei realistische Pflanzenformen erzeugen. Besonders auffällig ist das z.B. bei Tannenzapfen oder Romanesco-Kohl. Damit erübrigte sich die Frage nach dem Ort des Bauplans.

Dann war da noch die Frage nach den "wer" oder "was", das die Anweisungen liest und umsetzt. Dabei handelt es sich um eine Maschinerie, dere Aufbau und Zusammensetzung wiederum in den gelesenen Informationen zu finden ist. Aber vielleicht magst Du die Frage präzisieren?

Gruß,

Joffi
 
P

Pablo33

Gast
Hallo Joffi,

danke für deine Antwort. Mit den Algorithmen kann ich mich nicht so recht anfreunden, obwohl dies eine gute Erklärung für die Entstehung von Komplexibilität aus einfachen Formen heraus sein könnte. In diesem Fall könnte man die Algorithmen mit den “Naturgesetzen” gleichsetzen, d.h. das Universum trug die Voraussetzung für die Entstehung von Leben bereits von Anfang an in sich. Eine Annahme, der die meisten Physiker sogar zustimmen würden.

Aber worauf sich Francis Crick bezog, war ja die Frage nach der Formgebung von bereits entwickelten Lebewesen. Und deren genetische Zusammensetzung dürfte auf eine unglaublich exakte Weise feststehen und angefangen von der Haarfarbe, Größe, Körperform, Geschlecht und Tausend anderen Faktoren usw. vermutlich exakt im genetischen Code verankert sein.

Lass mich mit einer etwas laienhaften Beschreibung die Situation beschreiben, so wie ich sie derzeit sehe. Als Darstellung soll eine Analogie herhalten.

Nehme wir einmal an, wir hätten die erste Eizelle eines Frosches vor uns. Diese wird durch den Buchstaben “F” verkörpert. Diese Zelle enthält den gesamten genetischen Code des Frosches, wobei nach der der Zellteilung doch etwas sehr Eigenartiges passiert.
Wir bekommen bei der Zellteilung keinen unstrukturierten Haufen aus identischen “F”, sondern der Code wird ausgelesen in einen Satz, der lautet: “Ich bin ein Frosch mit einem Auge”.

Hier dürfte sich bereits die Frage nach übergeordneten Gesamtbauplan stellen, denn die Genexpression beschreibt doch, wenn ich das richtig verstanden habe, lediglich den Mechanismus, wie sich die einzelnen Buchstaben untereinander anzuordnen haben. Wer oder was aber steuert die Bildung des gesamten Satzes?

Jetzt kommt noch hinzu, dass bei der Bildung des Satzes, sogar einzelne Wörter entfernt werden können, wenn man dem Frosch beispielsweise die Augenlinse operativ entfernt. Jetzt kann doch festgestellt werden, dass durch die Genexpression innerhalb von 30 Tagen eine neue Augenlinse geformt wird, und zwar von Zellen, die ursprünglich eine ganz andere Aufgabe hatten. Das ausradierte Wort “Auge” wird also neu geschrieben, was meiner Meinung nach ebenfalls eindeutig darauf hinweist, dass die Genexpression sozusagen von oben herab gesteuert wird, in die Satzbildung eingreift und Korrekturen herbeiführt. Die Genexpression wäre dabei aber nur der Mechanismus und nicht die Ursache für die Korrektur.
Auch dieser Vorgang weist darauf hin, dass der Satz: “Ich bin ein Frosch mit einem Auge” auf irgendeiner Ebene vorhanden und abgespeichert sein muss.

Wer oder was “liest” die Anweisung? Das ist wirklich eine interessante Frage, wobei meiner Meinung nach hier ganz klar festgestellt werden kann, dass die materielle Form entsteht, wenn “Leben” in der Zelle vorhanden ist. Ein Blick durch ein Ultraschallgerät müsste als Beweis genügen. Weiterhin kann festgestellt werden, dass die materielle Form sich auflöst, wenn der Organismus stirbt und das Leben nicht mehr vorhanden ist.

Das “Lesen” des genetische Codes steht dieser Feststellung nach in einer untrennbaren Wechselwirkung mit dem, was wir als “Leben” bezeichnen.
Wie aber können wir dieses Leben definieren? Meiner Meinung nach auf jeden Fall mit “Intelligenz”, denn ein Stein hat keine, eine sich teilende Eizelle schon.
Was aber ist die Grundlage von “Intelligenz”? Hier könnte man vermutlich unterschiedliche Ansichten vertreten, aber ich tendiere dazu, als die Grundlage von Intelligenz eine geistige Ebene zu definieren. Ohne Geist keine Intelligenz, das sagt mir zumindest die reine Anschauung. Wobei klar ist, dass diese geistige Grundlage natürlich in völlig unterschiedlichen Ausprägungen vorhanden sein kann.

An dieser Stelle hätte ich gleich noch eine Frage. So wie ich das sehe, werden in der Biologie die beiden Faktoren “Geist und Intelligenz” bei der Beschreibung von biologischen Vorgängen nicht berücksichtigt.
Zumindest habe ich diese beiden Begriffe in den diversen Foren noch nicht entdeckt. Gibt es dafür einen speziellen Grund oder hängt dies damit zusammen, dass man sich von diversen ID-Theorien abgrenzen möchte. Ich persönlich stehe übrigens ID als auch dem “Zufall” mehr als skeptisch gegenüber. Aber dies nur nebenbei.

Viele Grüße


Paul
 

Joffi

Moderator
Moderator
Hallo Paul!
Es freut mich sehr, dass Du Dich nicht zufrieden gibst, wo ich doch so gerne diskutiere :D

Ich hangele mich mal an Deinem Text entlang für meine Antwort:

"Mit den Algorithmen kann ich mich nicht so recht anfreunden, obwohl dies eine gute Erklärung für die Entstehung von Komplexibilität aus einfachen Formen heraus sein könnte. In diesem Fall könnte man die Algorithmen mit den “Naturgesetzen” gleichsetzen, d.h. das Universum trug die Voraussetzung für die Entstehung von Leben bereits von Anfang an in sich. Eine Annahme, der die meisten Physiker sogar zustimmen würden."
***Eine Annahme, der ich ebenfalls - wenn auch schwankend - zustimme. Aus einer derart deterministischen Sicht müsste man dann allerdings eine Reihe Konsequenzen ziehen, die ich scheue. Aber das ist eigentlich auch eine andere Baustelle.

"Aber worauf sich Francis Crick bezog, war ja die Frage nach der Formgebung von bereits entwickelten Lebewesen. Und deren genetische Zusammensetzung dürfte auf eine unglaublich exakte Weise feststehen und angefangen von der Haarfarbe, Größe, Körperform, Geschlecht und Tausend anderen Faktoren usw. vermutlich exakt im genetischen Code verankert sein."
***Dort ist die Reaktion der Parameter Körpergröße, Gewicht etc.pp. auf eine bestimmte Umwelt festgeschrieben, nicht die finalen Werte selbst! Das ist ein großer Unterschied. Einfach ausgedrückt: Ein Mensch trägt nicht die genetische Information in sich, dass er mit 30 Jahren 97kg wiegen soll/wird, sondern nur, dass er bei einer ganz bestimmten Ernährungsweise so und so schwer wird. Deutlich wird dieser Unterschied in der dummen Argumentation, das Körpergewicht sei nicht genetisch beeinflusst, da ja in den letzten 50 Jahren die Zahl Übergewichtiger massiv explodiert ist offensichtlich ohne entsprechende genetische Veränderung. Nun kann ein Mensch aber auch nicht übergewichtig werden, wenn er die entsprechende Energie nicht zu sich nehmen kann. Interessant wird die Genetik hier in einer Situation des Überflusses: Wer wird dick, wer nicht. Aber ich schweife mal wieder ab.

"Lass mich mit einer etwas laienhaften Beschreibung die Situation beschreiben, so wie ich sie derzeit sehe. Als Darstellung soll eine Analogie herhalten. [...Analogie...] Hier dürfte sich bereits die Frage nach übergeordneten Gesamtbauplan stellen, denn die Genexpression beschreibt doch, wenn ich das richtig verstanden habe, lediglich den Mechanismus, wie sich die einzelnen Buchstaben untereinander anzuordnen haben. Wer oder was aber steuert die Bildung des gesamten Satzes?"
***Nun ja, eins führt sozusagen zum anderen. Es handelt sich um ein sich selbst organisierendes System. Ich sehe noch nicht den fundamentalen Unterschied zwischen Buchstaben anordnen und Sätze bilden. Im Grunde ist ein Satz nur eine bestimmte Buchstabenanordnung. Der Unterschied liegt nur in der Bedeutung, also einem von Menschen interpretierten Sinn. Diesen "Sinn" gibt es aber in einem Organismus gar nicht. Er ist einfach, wie er ist. Und er ist deshalb, weil er nicht nicht ist, soll heißen ausgestorben. Ohne übergeordnete "Bedeutung" brauchen wir auch keinen sinngebenden "Satzkontrukteur", sondern nur ein systematisches Buchstaben-anordnen.

"Jetzt kommt noch hinzu, dass bei der Bildung des Satzes, sogar einzelne Wörter entfernt werden können, wenn man dem Frosch beispielsweise die Augenlinse operativ entfernt. Jetzt kann doch festgestellt werden, dass durch die Genexpression innerhalb von 30 Tagen eine neue Augenlinse geformt wird, und zwar von Zellen, die ursprünglich eine ganz andere Aufgabe hatten. Das ausradierte Wort “Auge” wird also neu geschrieben, was meiner Meinung nach ebenfalls eindeutig darauf hinweist, dass die Genexpression sozusagen von oben herab gesteuert wird, in die Satzbildung eingreift und Korrekturen herbeiführt. Die Genexpression wäre dabei aber nur der Mechanismus und nicht die Ursache für die Korrektur. Auch dieser Vorgang weist darauf hin, dass der Satz: “Ich bin ein Frosch mit einem Auge” auf irgendeiner Ebene vorhanden und abgespeichert sein muss."
***Nein, das ist nicht notwendig. Erst einmal handelt es sich bei der Regeneration komplexer Strukturen oder ganzer Organe nach deren Entfernung um Ausnahmen, nicht um die Regel. Stellte sich also bereits die Frage, warum wir Menschen offensichtlich keinen Bauplan abgespeichert haben, nach dem wir einen Arm regenieren könnten. Wenn es aber möglich ist wie in Deinem Beispiel, dann gibt es dort einen Mechanismus, der das ermöglicht, nicht einen Bauplan. Es gibt also bestimmte Zellen, die sich noch teilen können und noch nicht völlig differenziert sind. Wenn eine Struktur entfernt wird, können diese an die verletzte Stelle wandern (oder liegen dort schon vor). Durch Signale von benachbarten Zellen "wissen" sie, wo sie sind, und was hier sein sollte. Diesen Platz können sie dann einnehmen. Führt man das fort, erhält man wieder eine Struktur wie gehabt. (Versteh mich nicht falsch: An diesen Mechanismen besteht unheimlich viel Forschungsbedarf und noch längst ist nicht alles bekannt. Worum es mir geht ist, dass es naheliegende Möglichkeiten gibt, die ein ganz neues Konzept überflüssig machen. Das ist dann natürlich zu bevorzugen (Ockhams Rasiermesser)).

"Wer oder was “liest” die Anweisung? Das ist wirklich eine interessante Frage, wobei meiner Meinung nach hier ganz klar festgestellt werden kann, dass die materielle Form entsteht, wenn “Leben” in der Zelle vorhanden ist. Ein Blick durch ein Ultraschallgerät müsste als Beweis genügen. Weiterhin kann festgestellt werden, dass die materielle Form sich auflöst, wenn der Organismus stirbt und das Leben nicht mehr vorhanden ist."
***Diesen Punkt verstehe ich nicht, bitte erklär mir das noch mal.

"Das “Lesen” des genetische Codes steht dieser Feststellung nach in einer untrennbaren Wechselwirkung mit dem, was wir als “Leben” bezeichnen.
Wie aber können wir dieses Leben definieren? Meiner Meinung nach auf jeden Fall mit “Intelligenz”, denn ein Stein hat keine, eine sich teilende Eizelle schon.
Was aber ist die Grundlage von “Intelligenz”? Hier könnte man vermutlich unterschiedliche Ansichten vertreten, aber ich tendiere dazu, als die Grundlage von Intelligenz eine geistige Ebene zu definieren. Ohne Geist keine Intelligenz, das sagt mir zumindest die reine Anschauung. Wobei klar ist, dass diese geistige Grundlage natürlich in völlig unterschiedlichen Ausprägungen vorhanden sein kann."
***Deine Definition von Intelligenz weicht erheblich von der allgemein gängigen und auch von der in verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen verwendeten ab. Ich würde Dir daher empfehlen, ein anderes Wort zu verwenden, von Intelligenz kann hier glasklar nicht gesprochen werden. Die Definition von Leben hat im Übrigen auch nichts im Intelligenz zu tun, sondern dort werden meist Argumente gebracht wie "kann sich replizieren", "verfügt über einen Stoffwechsel" etc.pp. Da ich nicht verstehe, wie Dein Wort "Intelligenz" zu verstehen ist, kann ich auch Deiner Schlußfolgerung auf einen Geist nicht folgen.

"An dieser Stelle hätte ich gleich noch eine Frage. So wie ich das sehe, werden in der Biologie die beiden Faktoren “Geist und Intelligenz” bei der Beschreibung von biologischen Vorgängen nicht berücksichtigt."
*** genau, siehe oben ;)

"Zumindest habe ich diese beiden Begriffe in den diversen Foren noch nicht entdeckt. Gibt es dafür einen speziellen Grund oder hängt dies damit zusammen, dass man sich von diversen ID-Theorien abgrenzen möchte."
***nein. Das hängt damit zusammen, dass "Intelligenz" recht klar definiert ist und auf der zellulären Ebene nichts zu suchen hat. Daher müsstest Du Dein Konzept erläutern, damit ich folgen kann. Der "Geist" wiederum ist ein eher geisteswissenschaftliches Konzept (oh, das hat ja fast Wortspielqualität :) ). In der Biologie würde man da eher von anderem Sprechen wie "Fähigkeit zur Selbstreflexion" und ähnlichen Aussagen.

Gruß,

Tobias
 
P

Pablo33

Gast
Hallo Tobias,

danke für deine Antwort. Ich diskutiere auch gerne und wie du noch sehen wirst, kann ich eine kleine Nervensäge sein.
Also lass uns loslegen!

Algorithmen

Ich glaube auch, dass wir dieses Thema vernachlässigen können. Wir können es ja mit Ditfurth halten. Dieser meinte, dass das Universum die Möglichkeit der Entstehung von Leben in sich trug und der Zufall der kreative Faktor innerhalb des Universums wäre. Passt doch.

Ein Mensch trägt nicht die genetische Information in sich, dass er mit 30 Jahren 97kg wiegen soll/wird

Hier hast du mich falsch verstanden. Mit festgelegtem Bauplan in der DNA meinte ich nicht die Variablen wie Körpergewicht etc. , sondern die Bestandteile, die den betreffenden Organismus ausmachen. Also substanzielle Bestandteile, wie Arme, Beine, Augen, vegetatives Nervensystem, Sinnesorgane, Lunge, Atmung, Gehirnaufbau und tausend anderer Dinge. Also die Bestandteile, die ein Lebewesen ausmachen und ein Überleben ermöglichen. Streng genommen könnte man aber sogar die Variablen in diesen Gesamtbauplan mit aufnehmen, denn die Möglichkeit der Veränderung von variablen Größen trägt ja auch mit zur Überlebensfähigkeit bei.

Ich sehe noch nicht den fundamentalen Unterschied zwischen Buchstaben anordnen und Sätze bilden. Im Grunde ist ein Satz nur eine bestimmte Buchstabenanordnung.

Stimmt nicht ganz. Lass es mich so sagen: Der Satz muss ja einen „Sinn“ ergeben, was bedeutet, dass sich zuerst die Buchstaben/Zellen zu Wörter/Organen bilden müssen, die dann in der Summe einen kompletten Satz in Form eines überlebensfähiges Lebewesen ergeben. Getreu Aristoteles könnte man demnach sagen, dass bei Lebewesen die Summe der Einzelteile ein größeres Ganzes ergibt.
Die Bildung dieses größeren Ganzen lässt sich aber meiner Meinung mit "Genexpression" nicht ausreichend begründen.

Stellte sich also bereits die Frage, warum wir Menschen offensichtlich keinen Bauplan abgespeichert haben, nach dem wir einen Arm regenieren könnten.

Vermutlich weil die Angelegenheit zu komplex geworden ist und der Organismus während der Reparatur schon gestorben wäre. Aber in Fortsetzung des kompletten Austauschen von Augen, etc. bei niederen Organismen, könnte man „Reparaturarbeiten“ durchaus wieder einem übergeordneten Bauplan zuschreiben
Außerdem könnte man die Tatsache, dass bei niederen Kreaturen plötzlich ganz andere Zellen bestimmte Aufgaben verrichten und ein neues Auge formen, im Sinne einer Falsifizierung doch auch wie folgt auslegen:.

Um die Behauptung, dass mit Genexpression die Frage nach der Formgebung erklärt werden können, genügt ein einziges Beispiel , um diese Behauptung zu wiederlegen. Ein einziges Beispiel genügt vollkommen! (frei nach Popper)

Das Nachwachsen des Auges, die Regerationsfähigkeit bei Würmern und anderen „niederen“ Organismen wären solche Beispiele, die auf die Existenz eines „Gesamtbauplanes“ hinweisen.

Durch Signale von benachbarten Zellen "wissen" sie, wo sie sind, und was hier sein sollte.

Diese Argument wäre meines Erachtens dann stichhaltig, wenn sich der Embryo schrittweise entwickeln würde. Mit schrittweise meine ich, beginnend bei Fußnagel und aufhörend bei den Haarspitzen, obwohl auch hier wieder die Frage auftaucht, woher die Zellen „wissen“, dass die Bildung des Beines abgeschlossen ist und jetzt mit dem Knie begonnen werden kann.
Wenn ich mir aber so einen Embryo ansehe, dann wächst dieses Ding ja gleichzeitig in alle Richtungen. Meiner Meinung auch wieder ein Indiz dafür, dass ein Gesamtbauplan vorhanden sein muss, der all diese unterschiedlichen Abläufe koordiniert und steuert. Kann mit „GENEXPRESSION“ das gleichzeitige Wachsen des Embryos erklärt werden? Zweifel, Zweifel, aber ich lasse mich gerne belehren.

Leben und Formgebung: Diesen Punkt verstehe ich nicht, bitte erklär mir das noch mal.

Damit meine ich, dass die Formbildung des Lebewesen durch Zellteilung erst dann beginnt, wenn „Leben“ in der Zelle vorhanden ist. Also nach der Befruchtung.

Feststellbar ist weiterhin, dass solange dieses „Leben“ im Organismus vorhanden ist, sich die Form heranbildet und im weitern Verlauf auch erhalten bleibt. Wann löst sich die Form des Organismus auf und zerfällt sprichwörtlich zu Staub? Exakt dann, wenn dieses „Leben“ aus dem Organismus wieder verschwindet, also beim Tod (der Blick in die Leichhalle)

Rein logisch betrachtet und durch die Anschauung zweifelsfrei begründbar, können wir deshalb zwischen Leben und Formgebung ein = Zeichen setzen.

Die Definition von Leben hat im Übrigen auch nichts im Intelligenz zu tun.

Ganz großer Einspruch, denn Intelligenz dürfte doch der vorherrschende Faktor in der gesamten Natur sein! Dass diese Intelligenz natürlich vollkommen unterschiedlich ausgeprägt sein kann, ist klar. Erst kürzlich habe ich aber z.B. in der SZ gelesen, dass winzige Parasiten in Form von Würmern etc. dazu in der Lage sind, über mehrere vollkommen unterschiedliche Wirts-Stationen zu wandern und sich entsprechend anzupassen. Sind sie nach diesen Wanderungen bei der letzten Station angelangt, bringen sie den Wirt dazu „Selbstmord“ zu begehen. Bei den Wirts-Beispielen handelte es sich um Heuschrecken, die ins Wasser springen und Ameisen, die sich am oberen Teil eines Grashalmes festbeißen, damit Schafe die Ameise leichter fressen können. In der Ameise befindet sich der Parasit, der durch das Fressen der Ameise durch das Schaf wieder in seine ursprüngliche Ausgangsstation gelangt ist.

Wie willst du denn diese Vorgänge ohne das Vorhandensein von Intelligenz erklären? Natürlich würde ein solcher Parasit keine IQ-Test im menschlichen Sinne bestehen. Aber das, was diese kleinen Viecher zustande bringen, geht doch eindeutig auf intelligentes Verhalten zurück, das letztlich dem Überleben dient. Überleben heißt aber doch intelligentes Verhalten und diese können wir doch jeden Tag in der gesamten Natur beobachten.

... kann ich auch Deiner Schlussfolgerung auf einen Geist nicht folgen.

Auch hier wieder eine durch die reine Anschauung begründbares Argument. Wenn du jetzt am PC sitzt, liest und dann eine Antwort formulierst, ist dazu zweifelsfrei Intelligenz notwendig.
Was aber ist denn die Grundlage für diese Intelligenz? Zweifelsfrei doch eine geistige Grundlage, denn hättest du keinen Geist, wäre auch keine Intelligenz vorhanden. Wenn du dir jetzt noch vorstellst, dass du dich, sozusagen im Zeitraffer, wieder zurück zur ersten Eizelle begeben könntest, dann wäre doch logischerweise die Grundlage für die Intelligenz der Zelle auf einer geistigen Ebene zu suchen. Diese wächst dann heran und bildet deinen jetzigen Geist heraus. Und diese auf einer geistigen Grundlage beruhende Intelligenz sorgt doch auch jetzt dafür, dass du dich um bestimmte vegetative Abläufe (Atmung etc.) nicht zu kümmern brauchst.

Daher müsstest Du Dein Konzept erläutern, damit ich folgen kann. Der "Geist" wiederum ist ein eher geisteswissenschaftliches Konzept
.

Das habe ich hiermit getan, wobei ich persönlich finde, dass „Geist und Intelligenz“ zwar bei den Geisteswissenschaften ganz gut aufgehoben sind, primär aber der Biologie zugeordnet werden sollte. Denn schließlich machen Geist und Intelligenz Lebewesen doch erst aus. Ein "Stein" hat sicherlich keine Intelligenz und auch keinen Geist. Wir beide als Lebewesen doch aber sicherlich schon. Und mit "Lebewesen" beschäftigt sich doch die Biologie.
Oder überschreite ich mit dieser Annahme irgendwelche selbst gesetzten Grenzen der Biologen?

Ich hoffe, ich bin nicht zu nervig, aber dieses Thema interessiert mich nun einmal ungemein.

Viele Grüße

Paul
 

Joffi

Moderator
Moderator
Hallo Paul! Bin im Streß und ab morgen ne Woche im Ausland. Nur dass keiner denkt, ich drücke mich :D Bis dann!
 

Joffi

Moderator
Moderator
Wieder da

So, nach einiger Abwesenheit bin ich gesund, munter und streitlustig wieder da :D
Nachdem ich Deinen letzten Text nochmal gelesen habe, sieht es mir danach aus, dass es da mehrere Baustellen gibt, die miteinander nur lose verknüpft sind und eigentlich getrennt behandelt werden können. Darum erlaube ich mir zu springen und als erstes einmal auf Dein Konzept von Intelligenz und Geist kommen:
Ich stimme entschieden NICHT zu. Der Parasit ist nicht intelligent oder schlau oder gewitzt oder sonst irgendetwas. Er folgt einfach einem Programm, dass sich als erfolgreich herausgestellt hat. Das Vieh DENKT nicht "oh, ich muss auf den Halm DAMIT das Schaf mich fressen kann". Es denkt gar nicht. Es ist einfach programmiert wie eine Maschine, so weit nach oben wir möglich zu gelangen. Weder das Individuum, noch eine Art Naturgeist oder ein esoterisches Feld lenkt oder denkt da irgendwas. In einem bestimmten Lebenszyklus klettern die Biester einfach gern und da das erfolgreicher ist als am Boden zu hocken, wurde das halt so herausselektiert.
Dann zum Geist: Ich glaube nicht, dass ein Geist wie Du es definierst notwendig für mich ist, um etwas am Bildschirm zu lesen und daraufhin diese Antwort zu formulieren. Ich glaube, dafür ist eine extrem leistungsfähige Rechenmaschine notwendig (hab´sch im Kopf) plus eine ausgeklügelte Software (läuft in meinem Kopf). Das gleiche gilt analog für Intelligenz einer Zelle: Hat sie nicht. Sie hat einfach Programmabläufe, denen sie folgt. Erst das, dann das, wenn ... dann, wenn nicht ...dann, etc.pp. Das klingt jetzt als wäre es für die Realität zu einfach. Aber ganz im Gegenteil ist dieses Programm derart komplex, dass man vor Ehrfurcht niederknien möchte, sobald man sich damit auseinandersetzt. Aber etwas vollkommen "anderes" muss man nicht dazu erfinden.

So, nach diesem Exkurs wieder zurück zum eigentlichen Thema, der Formgebung.
Zuerst unsere kleine Diskussion über Sinn, Sätze und Buchstaben :) . Ich glaube, "Sinn" ist einfach etwas, das nur exsitiert, wenn ein Mensch es in einen Vorgang hinein interpretiert. In der Natur wie sie ist gibt es keinen "Sinn". Kein Organismus macht a priori etwas "damit", sondern immer nur "weil" (also nur kausal, nie final). Ein Tier trinkt nicht, damit es genug Wasser hat, sondern weil es einem Trieb folgt, der sich zuvor als erfolgreich herausgestellt hat. Alle Tiere, die diesem Trieb nicht haben, sind eben tot und haben sich nicht fortgepflanzt. Entsprechend funktionieren auch alle biochemischen und zellulären Vorgänge kausal und nicht final. Sie "wollen" nicht ein Ziel erreichen sondern sie sind einfach nur wie sie sind, weil das vorher mal dazu geführt hat, dass sie heute überhaupt existieren. Es gibt also schlicht keinen "Sinn" im Satz, sondern er ist eine Kettung von Buchstaben, die erfolgreich sind. Wir Menschen erst fangen an, das zu interpretieren und sagen, "da ist Sinn".

Zu Deinem Satz "frei nach Popper": Mit Sicherheit richtig und in seiner Logik nicht anzuzweifeln :D . Aber Du wärst sicher enttäuscht, wenn ich nicht trotzdem was zu meckern hätte ;) . Die Logik ist korrekt, die Prämissen sind es nicht, daher wiederum der Schluß falsch. Die inkorrekte Prämisse war, dass die Nildung eines neuen Organs durch Zellen eines anderen Gewebes einen Bauplan zwingend notwendig macht. Das habe ich ja bereits vorher mal abgelehnt und begründet.

Ich muss zugeben, dass ich jetzt selbst die Übersicht verloren hab, was ich kommentiert hab und was nicht :D Aber das war ja schon mal ein bißchen. Wünsche frohe Ostern gehabt zu haben und eine angenehm kurze Arbeitswoche!
 
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