Biologielexikon

Selektionstypen, Selektionsarten, Selektionsformen (engl. Types of Natural Selection)
Es werden drei Selektionstypen bzw. Formen der natürlichen Selektion unterschieden, die den Phänotyp der Individuen verändern: 1. transformierende Selektion, 2. stabilisierende Selektion, 3. aufspaltende Selektion (Definitionen unten).
Da die Umweltbedingungen sich generell immer wieder ändern, und zwar auch z. T. recht kurzfristig, treten die verschiedenen Selektionstypen prinzipiell nebeneinander auf.

1. Transformierende Selektion
(richtende Selektion, gerichtete Selektion, dynamische Selektion, verschiebende Selektion oder lineare Selektion) (engl. directional selection, positive selection)
Wenn sich die Umwelt ändert oder eine Population einen neuen Lebensraum besiedelt, werden oft Varianten bevorzugt, die vom Durchschnitt abweichen (sog. extreme Formen oder Typen). Durch die Selektion verändert sich nun der Genpool in Richtung auf eine bessere Anpassung an die neuen Bedingungen.
Beispiel: Industriemelanismus bei Birkenspannern

2. Stabilisierende Selektion (engl. stabilizing selection, balancing selection)
Wenn die Individuen einer Population bereits vergleichsweise gut an ihren Lebensraum angepasst sind, werden neu auftretende, extreme Formen in aller Regel schlechter angepasst sein als die Durchschnittsformen. Letztere (also die Durchschnittsformen) können sich also bevorzugt durchsetzen, die Selektion wirkt stabilisierend, sie hält die Population konstant bzw. verringert die Zahl der extremen Formen. Durch die stabilisierende Selektion wird die Merkmalsvielfalt innerhalb der Population prinzipiell verringert.
Die stabilisierende Selektion ist der wahrscheinlich häufigste Selektionstypus.
Beispiel: Beim Menschen haben neugeborene Kinder mittleren Geburtsgewichts eine höhere Wahrscheinlichkeit zu überleben als besonders große oder kleine.

3. Aufspaltende (spaltende) Selektion (disruptive Selektion) (engl. disruptive selection, , diversifying selection)
Anders als bei der stabilisierenden Selektion werden zwei oder mehrere entgegengesetzte Phänotypen auf Kosten der Durchschnittsformen begünstigt. Die beiden Teilpopulationen entwickeln sich unterschiedlich weiter - die ursprünglich homogene ("gleichartige") Population zerfällt in zwei Gruppen.





Siehe auch unter:

Artbildung


Literatur:
- Hall, Brian K; Hallgrimsson, Benedikt (2014), Strickberger's Evolution (5th ed.), Burlington, MA: Jones & Bartlett Learning, ISBN 978-1-4496-1484-3

Internet:



Letzte Aktualisierung: 14.06.2015





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